Archiv der Kategorie: Überlieferungen

Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten

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Bismillahir rahmanir rahim

Entschuldigung….ich war lange nicht hier. Aber jetzt, fast vier Wochen nach meinem Umzug kehren so langsam ruhigere Zeiten ein. Wie es mir inzwischen ergangen ist, hab ich in meinem neuen Blog „Mariams Aussichten“ beschrieben. Der soll ja ein bisschen mehr für das Persönliche zuständig sein.

Ich weiß nicht, wie es anderen geht – ich komm jedenfalls oft gar nicht mehr mit, bei allem was so in der Welt geschieht. Manchmal möchte ich mir nur die Decke über den Kopf ziehen. Oder hier oben in meinem Krähennest sitzen und alle diese Ereignisse unten sind ganz klein. Aber das geht natürlich nicht und ich würde es auch nicht durchhalten. Ich will schließlich verstehen, mitgestalten, mithelfen.

Also alleine diese Woche: dieser schreckliche Flugzeugabsturz. Traurig. Und zeigt wie schnell es mit dem irdischen Leben vorbei sein kann. Immer dieser Satz „sie hatten das ganze Leben noch vor sich“, angesichts der vielen jungen Opfer. Hatten sie aber nicht. Allah hat ihnen einen Termin gegeben, vor dem es kein Entrinnen gab.

Ihm gehört die Herrschaft der Himmel und der Erde. Er macht lebendig und läßt sterben. Und Er hat zu allem die Macht. (Sure 57,Vers2)

Und wer sagt, dass es den Todesopfern schlecht ergeht?  Wer weiß, was ihnen erspart blieb? Traurig ist das doch am meisten für die Hinterbliebenen und denen gilt mein ganzes Mitgefühl. Seine Angehörigen so zu verlieren, während man darauf wartet sie am Flughafen wieder in die Arme zu schließen und von ihren Erlebnissen zu hören, das ist doch wirklich, wirklich traurig.

Aber was sich journalistisch abgespielt hat in diesen Tagen, das ist nicht unerwartet, aber so was von oberpeinlich für unsere Medien – schämen die sich eigentlich gar nicht mehr?

Am Unglückstag hab ich den Fernseher laufen gehabt – und bis auf die Tatsache, dass das Flugzeug abgestürzt ist, nichts als Vermutungen gehört. Was in den Printmedien abgelaufen ist, muss teilweise ekelhaft gewesen sein, ins Netz hab ich vorsichtshalber kaum reingeschaut. Logisch, dass man den Angehörigen auflauert und jede Menge nicht-Nachrichten bringt. Jetzt erweist sich der Co-Pilot als Unglücksursache und das Karussel dreht sich weiter.

Ich musste auch nicht vergeblich darauf warten, dass es „der Moslem“ war. Und das war schon fast wieder witzig. Putin war diesmal wohl nicht schuld, obwohl der doch gerade erst ein anderes Flugzeug persönlich abgeschossen hatte, oder wie war das noch?

O.k., das mit dem „Moslem“ war keines unserer „seriösen“ Medien, sondern ein Blog eines bekannten Islamhassers. Aber man darf sich doch fragen, wie bekloppt man sein darf im Internet. Die Antwort: unbegrenzt.

Diese traurige Geschichte kommt einigen ganz gelegen, lenkt sie doch davon ab, dass unsere Freunde und Verbündeten, der Stabilitätsanker im Nahen Osten, Saudi-Arabien, gerade gegen jedes Völkerrecht den Jemen angreifen. Der Jemen steht zwar nicht auf der Liste der Länder, die die USA sich vorgenommen haben anzugreifen, wird hier aber stellvertretend für Iran angegriffen, an den sie sich weder herantrauen, noch bei dem sie eine Chance haben. Ich hab das nie verstanden mit den sogenannten „Houthi-Rebellen“ und bin sehr dankbar für die ausführliche Erläuterung von Dr. Yavuz Özoğuz:

Die neue Front im Weltkrieg Jemen und was Deutsche wissen sollten

Die USA greifen den Jemen mittels ihrer saudischen Marionetten an, während die Deutschen glauben, dass die Jemeniten eine primitive Wüstengesellschaft sind und nichts verstehen.

Einmal mehr wird das Völkerrecht gravierend gebrochen. Einmal mehr findet ein brutaler Überfall auf einen souveränen Staat statt und einmal mehr schweigt die Westliche Welt. Sie schweigt, weil die Verbrecher ihre engsten Verbündeten sind und die Opfer sich nicht freiwillig dem Westlichen Imperium unterwerfen. Dabei wissen die Deutschen fast gar nicht über den Jemen!

Adolph Gustav Freiherr von Wrede (1807-1863) war ein bekannter deutscher Arabienforscher, der 1835 den Islam und damit den Namen Abdul Hud angenommen hat. Er gilt als erster Europäer, der Hadramaut in Jemen erforscht hat. Als er von seiner Reise zurückkam und seinen Reisebericht vorlegte, stand darin etwas von siebenstöckigen Gebäuden in der Wüste. Kein Verleger wollte ihm das damals glauben. Alexander von Humboldt, der Wrede am preußischen Königshof Friedrich Wilhelms IV. eingeführt hatte, sprach sogar von Aufschneiderei. Erst mehrere Jahrzehnte später wurden seine Eindrücke bestätigt und es gab wirklich jene Hochhäuser aus Lehm. Es scheint fast so, dass in der Wahrnehmung der Deutschen über Jemen sich seit 150 Jahren nichts geändert hat.

Da findet ein unvorstellbare Revolution im Jemen statt, eine scheinbar kleine Minderheit von unklaren Halb-Schiiten (wer weiß schon im Westen was Zaiditen sind) übernimmt das Steuer, die gesamte angeblich sunnitische Armee unterstützt jene Leute, das gespaltene Land wird vereinigt und im Westen weiß man so ziemlich gar nichts über das Land und noch weniger über die Führungspersönlichkeit. Nicht einmal der Name der führenden Gruppierung ist bekannt, denn die so genannten „Huthi-Rebellen“ heißen in Wirklichkeit Ansarullah (Helfer auf dem Weg Gottes). Doch dieser Name darf in den westlichen Medien kaum erwähnt werden, denn dann könnte man auf die Idee kommen zu fragen, was denn das für eine Konstellation ist mit den „Hizbullah“ (Partei Gottes) im Norden und den „Ansarullah“ im Süden und den treusten westlichen Verbrechern namens Saudis dazwischen.

Doch selbst bei dem Namen „Huthi-Rebellen“ dürfen die Bürger in der Westlichen Welt so ziemlich nichts erfahren, was die üblichen Vorurteile sprengen könnte, denn wenn eine Gruppe schon „Huthi-Rebellen“ heißt, dann müsste sie ja auch einen Anführer haben und der müsste ein Leben und eine Ausbildung und eine Geschichte haben. Alles das aber darf der Bürger hier nicht erfahren. Selbst die Einträge in Wikipedia geben nur das Notwendigste wieder, damit die in die Angriffskriege der Westlichen Welt eingebetteten Journalisten irgendetwas Blödsinniges schreiben können und nicht weiter fragen. Um aber halbwegs vernünftig zu verstehen, warum die USA jetzt mittels saudischer Flugzeuge einen Luftangriff auf den Jemen gestartet haben und gleichzeitig 150.000 Söldner an der Grenze zum Jemen zusammen gezogen haben, muss man die Geschichte des Jemen etwas genauer analysieren. Die folgende Analyse fällt daher etwas länger als üblich aus, wofür ich mich bereits jetzt entschuldige, aber ohne ein gewisses Hintergrundwissen ist der Konflikt nicht zu verstehen.weiter

Wer sich die Mühe macht, den Artikel ganz zu lesen, der wird vielleicht die Hoffnung auf gute Nachrichten die der blutigen Tragödie folgen könnten verstehen.

Mir fällt es gerade schwer, an bessere Zeiten zu glauben, aber ich kämpfe dagegen an. Denn leider sind diese schlimmen Geschehnisse durchaus einzuordnen in einige der Prophezeiungen um die Wiederkehr unseres Imam Mahdi, möge Allah seine Rückkehr beschleunigen. Was es nicht besser macht, dass die Menschheit ignoriert, dass täglich 57000 Menschen verhungern.

Ayatollah Bahjat, eine so starke Persönlichkeit, dass man über ihn sagt, es sei ihm gelungen zu leben ohne Sünden zu begehen, hat uns Hoffnung gemacht:

http://www.youtube.com/watch?v=noPawR9iWzE

 

Eine weitere Nachricht der letzten Wochen, die mehrheitlich bejubelt wurde in muslimischen Kreisen, hat mich zunächst mal skeptisch gemacht: die Aufhebung des generellen Kopftuchverbotes für muslimische Lehrerinnen durch das Bundesverfassungsgericht. Denn hier wird ja die Verantwortung auf die jeweiligen Schulleiter abgewälzt. Was bedeutet denn:

Künftig soll demnach keine abstrakte Gefahr für Neutralität und Schulfrieden durch das Tragen des Kopftuchs als Begründung für ein Verbot mehr genügen, vielmehr müsse es eine „hinreichend konkrete Gefahr“ geben.

Wenn sich irgendwelche Pegidisten durch die Kopfbedeckung einer Lehrerin gestört fühlen und darum Aufruhr an der Schule veranstalten – ist dann durch das Kopftuch der Schulfrieden gestört und die Lehrerin muss es abnehmen oder verschwinden?

Ich fürchte, solche Zuspitzungen wird es geben. Aber zumindestens hier in Bremen scheint diesbezüglich Vernunft zu regieren.

Eine junge angehende Lehrerin hat gesagt, dass sie nicht mehr schweigen will und man doch bitte mit den betreffenden Personen über dieses Thema diskutieren solle:

Ich frage mich auch, warum sich nicht schon vor zehn Jahren Frauen mit Kopftuch mehr dazu geäußert haben. Für mich ist klar: Ich will nicht mehr schweigen. Wenn hier eine Diskussion über Kopftuch tragende Musliminnen geführt wird, dann bitte mit den Betroffenen.

In der Print-Ausgabe habe ich die Leserbriefe dazu verfolgt – nach Diskussionen sah das nicht aus, eher nach Belehrungen. Genau das, was Havva Temirlenk bemängelt:

„Alle reden über Risiken, niemand über Ressourcen“

Da wird sich empört, wenn sie bemängelt, dass sie mit Kopftuch nicht verbeamtet wird und darum schlechter bezahlt wird, als verbeamtetet Kolleginnen. Das darf man nicht Diskriminierung nennen?

Die Kommentare online sind teils sachlich und nett, teils haarsträubend („meine Kinder werden niemals von einer Lehrerin mit Kopftuch unterrichtet werden!“) und an den Haaren herbeigezogen…vielleicht wäre es dann doch besser, ein Kopftuch zu tragen, damit das nicht passiert?

Aber diskutieren ist ja gut und richtig, nur leider geht online oft jeglicher Respekt verloren. Sehr erfreulich ist aber, dass die bremische Regierung sehr angemessen reagiert hat.

Wegen der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, wonach das Kopftuchverbot unzulässig ist, muss das bremische Schulgesetz nicht geändert werden. Das hat Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt am Dienstag den Schulen in Bremen und Bremerhaven schriftlich mitgeteilt. Die Politikerin: „Grundsätzlich darf jede Lehrerin im Unterricht Kopftuch tragen. Der Schulfriede darf dadurch aber nicht konkret gefährdet werden.“

Das äußere Erscheinungsbild der Lehrkräfte und des betreuenden Personals dürfe die religiösen und weltanschaulichen Empfindungen der Schüler und der Erziehungsberechtigten nicht stören, so Quante-Brandt. Ebenso dürften Spannungen, die den Schulfrieden durch Verletzung der religiösen und weltanschaulichen Neutralität gefährden, nicht in die Schule getragen werden. Die Frage, wann dies konkret der Fall sei, müsse im Einzelfall von der senatorischen Behörde entschieden werden.

Quante-Brandt verweist auf die Auffassung des Gerichts, wonach Schulen auch die Aufgabe zufällt, Kindern und Jugendlichen Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen zu vermitteln. Mit dem Tragen eines Kopftuches durch einzelne Pädagoginnen sei keine Identifizierung des Staates mit einem bestimmten Glauben verbunden, die staatliche Neutralitätspflicht werde also nicht verletzt. Senatorin Quante-Brandt: „Wir haben Schulen der Vielfalt. Daher trägt das Urteil der Realität Rechnung. Die plurale Gesellschaft wird sich damit verstärkt in unseren Schule abbilden.“

 

Gut so! Man wird sehen, wieviel Energie die Pegidisten aufwenden, um den Schulfrieden zu stören und wer dann tatsächlich deshalb gehen muss!

Die Schura Bremen ist es jedenfalls zufrieden.

Ich bin gespannt, nehm das aber erstmal als gute Nachricht. Vielleicht ein Schritt Richtung Normalität.

Obwohl schon wieder ein aaaaber! Normalität in dieser durchgeknallten Welt?

Für heute lasse ich es gut sein. InschaAllah hab ich jetzt viel mehr Zeit zum Nachrichten lesen und kommentieren, zum Bücher lesen und besprechen, mit meinen Mitmenschen zu reden und Euch inschaAllah von allem etwas mitzuteilen.

Salam aleikum, moin moin aus Bremen und bis bald!

 

Ja, ich will die Islamisierung des Abendlandes! Und ich bin nicht Charlie!

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Bismillahir rahmanir rahim

Natürlich meine ich nicht das, was uns die Salafisten als „Islam“ verkaufen wollen – diese handeln ja in fast allen Punkten gegen das, was uns der Prophet Muhammed, s.a.s., als Botschaft gebracht hat. Ich glaube fast, alles was bei ihnen vom Islam übrig geblieben ist, ist dass sie sich im Gebet gen Mekka verneigen. Aber wen sie da anbeten? – Gott, den Schöpfer allen Seins, den Barmherzigen, den Allerbarmer wohl kaum.

Allah verbietet das Töten von Zivilpersonen, auch wenn sie ausgewiesene Islamfeinde sind. Muslime müssen mit ihrer Zunge oder der Feder kämpfen – es sei denn, sie sind im Verteidigungskrieg.

Nein, die Lehre des Propheten, s.a.s., ist eine andere. Allah sagt über ihn im Qur´an:

„In diesem ist fürwahr eine Botschaft an Leute, die (Uns) dienen. Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt.“ (Sûra 21:106-107)

Und Muhammed, s.a.s., das beste aller Geschöpfe, hat sich stets geduldig gezeigt, in den Zeiten der Unterdrückung, oder auch in den Zeiten der Macht. Es ist eine Schande, wenn sich in der Woche, in der wir seinen Geburtstag feiern, angebliche Muslime erdreisten, einen Massenmord zu begehen, angeblich um den Propheten, s.a.s., zu verteidigen. Aber ob die Attentäter von Paris wirklich diese Motivation hatten, kann man auch bezweifeln (s. Video von KenFM unten und Beitrag von Christoph Hörstel)

Wer wirklich dahintersteckt, das wird noch herauszufinden sein. Und wird vermutlich genauso schwierig wie bei 9/11, wo wir ja mit Sicherheit nur wissen, dass es nicht so war, wie man uns weis machen will.

Wie der Prophet, s.a.s., mit Beleidigungen umging, das wird z.B. hier erzählt:

Als Muslime sollen wir dem Vorbild des Propheten nacheifern, seiner „Sunna“. Das gilt für alle islamischen Konfessionen. Es zeigt sich deutlich an diesem Beispiel unter vielen, dass das was der „IS“ ,  Al Qaida und alle anderen gewalttätigen Leute, die sich Muslime nennen, mit dem Islam wirklich nichts zu tun haben.

Neuerdings wird uns Muslimen um die Ohren gehauen, wir könnten nicht sagen, dass dieser Terror nichts mit dem Islam zu tun habe. Und darum müssten wir uns distanzieren.

Nein muss ich nicht. Ich muss nicht „Je suis Charlie“ sein. Bin ich nicht. Dieses ist ein Schmierblatt, dass seine Popularität, soweit ich herausgefunden habe, überwiegend mit billiger Islamhetze macht. Mit denen soll ich mich identifizieren? Für mich hat jede Freiheit Grenzen, auch die Presse- und Meinungsfreiheit und „Charlie“ lügt. Ich habe mit solchen Leuten nichts zu tun, aber natürlich verurteile ich die Morde an den Mitarbeitern dort. Man darf solche Taten nicht begehen, s.o. Da bin ich lieber solidarisch mit Ahmed, dem Polizisten der bei dem Terroranschlag getötet wurde.

Also eine Islamisierung nach „IS“ Vorbild will ich natürlich nicht. Aber eine nach den Grundlagen des Propheten, s.a.s., das ist mein Utopia. Und wer weiß, wofür sich die Menschen im Abendland irgendwann entscheiden. Die Griechen, Römer, Kelten, Germanen und ein Dorf in Gallien haben sich schließlich auch gegen die Christianisierung gewehrt. Und nun ist das Abendland „jüdisch-christlich“?

Nein nicht wirklich.  Das Judentum hatte es hier immer schwer, der Antisemitismus ist eine europäische Erfindung. Und christlich? Würden wir uns hier nach dem Propheten Jesus a.s. richten, gäbe es keine Zinswirtschaft, keine Bankenkrisen, keine Hungerlöhne und kein Hartz IV. Uvm.

Alle Propheten, a.s., wollten Gerechtigkeit und Frieden. Gott hat allen die gleiche Botschaft von Barmherzigkeit aufgetragen.

Für´s erste wär ich schon zufrieden, wenn wir hier christianisiert würden. Der Islam kann das ja später vervollständigen.

Wird inschaAllah fortgesetzt.

Zu „Charlie Hebdoe“s Rassismus:

http://www.heise.de/tp/artikel/43/43818/1.html

Wer ist verantwortlich für den Terror von Paris:

Beitrag von Christoph Hörstel bei FB:

Warum Juden, Christen und Muslime Imam Hussain, a.s. kennen sollten, Teil 2

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Bismillahir rahmanir rahim

2013-11-09 20.12.06Heute hat das erste Mal ein Trauermarsch für die Märtyrer von Kerbela in München stattgefunden. Mit größerer Beteiligung als ich erwartet hatte.  Ich füge hier ein Video und ein paar Bilder von den Plakaten ein, denn die tun ja das, worum es mir hier geht: über Imam Hussain, a.s. aufklären. Aber das ist natürlich spärlich. Ich fand es ein bisschen schade, dass es keine Lautsprecherübertragung von Trauergesängen oder der Geschichte von Kerbela gab – auf Deutsch natürlich. Leider gab es nur eine Schlussansprache auf dem Marienplatz mit einem defekten Megaphon – also ohne. Nicht Eingeweihte werden nicht so viel verstanden haben. Aber es war ein Anfang und ich danke den Organisatoren, die diese Aufgabe auf sich genommen haben.

2013-11-09 20.15.29

Übrigens war Imam Hussain, a.s. durchaus bei den Christen seiner Zeit bekannt und berühmt. Es gibt mehrere zeitgenössische Erzählungen oder Legenden über das was mit seinem Kopf geschehen ist:

Gemäß der Legende kam die Karawane mit den Gefangenen von Kerbela auch in Aleppo vorbei. Ein Mönch soll ein Licht [nur] gesehen haben, das vom aufgespießten Kopf des Imam Husain (a.) ausging. Als die Karawane in Aleppo eine Nacht Rast einlegte, bat der Mönch darum, den Kopf für 10.000 Dirham für eine Nacht ausleihen zu dürfen. Er nahm den Kopf uns platzierte ihn auf einen Stein, worauf Blut vom Kopf getropft sein soll. Am nächsten Morgen soll der Mönch den Kopf zurück gebracht und den Islam angenommen haben.

Berühmt auch die Geschichte des römischen christlichen Abgesandten, der den Tyrannen Yazid wegen dessen Missachtung Hussains, a.s., kritisierte und dann ermordet wurde. Er sagte, dass die Christen mehr Respekt vor dem Hufabdruck des Esels von Jesus, a.s. hätten, als Yazid vor dem Kopf des ermordeten Enkelsohnes des Propheten Muhammed, s.a.s.:

Die genannten Christen sind allerdings keine Christen geblieben, sondern konvertiert, nachdem sie Imam Hussain, a.s., erlebt haben, mashaAllah.

Aber zurück zum Thema „Widerstand“. Was die Märtyrer von Kerbela unter ihrem großen Anführer Imam Hussain, a.s. getragen hat, war der feste Glaube an Gott und daran, dass es besser ist zu sterben, als die Unterdrückung hinzunehmen. Der Imam a.s., hätte doch bloß dem Tyrannen Yazid den Treueeid leisten müssen und schon wäre Ruhe gewesen…vielleicht hätte er sogar einen Regierungsposten bekommen. Aber das konnte Imam Hussain, a.s., nicht tun: einem trunksüchtigen, machtgierigem, tyrannischen Herrscher den Treueeid schwören, das hätte den Islam zerstört. Denn der Islam hatte ja eine gerechte Gesellschaftsordnung nach Gottes Anweisungen geschaffen, wie hätte sich also der Imam a.s., jemandem fügen können, der alle Anweisungen des Propheten s.a.s. zunichte machte, Ungerechtigkeit und Zügellosigkeit in der Gesellschaft schuf? Dabei zeigt die Lebensgeschichte des Propheten, s.a.s., dass dieser durchaus langmütig war und zahlreiche Demütigungen hinnahm – u.a. wurden die Muslime in der Frühzeit jahrelang in die Wüste verbannt, der Prophet, s.a.s., beschimpft, mit Schlachtabfällen beworfen usw. Muhammed, s.a.s., hat nicht den Konflikt um des Konfliktes willen gesucht. Er verhielt sich klug und zurückhaltend, sorgte dafür, dass ein Teil seiner Anhänger nach Abessinien auswandern konnte, wo sie beim christlichen (!) Herrscher Asyl erhielten und selbst als er später seinen islamischen Staat in Medina errichtet hatte, war er beim Friedensabkommen mit den Mekkanern  zu so großen Kompromissen bereit, dass sich unter seinen Anhängern Unmut regte. Krieg hat er, s.a.s., nur dann geführt, wenn die Muslime angegriffen wurden und beim Bruch dieses Friedensabkommens.

Und Imam Hussain a.s., handelte wie sein Vater, Imam Ali a.s. und sein Bruder Imam Hassan, a.s., in der Tradition seines Großvaters, des Propheten, s.a.s.  Er verhielt sich zurückhaltend, bis das Volk von Kufa ihn selber eingeladen hat, dorthin zu ziehen und sein Imam zu sein, weil die Kufiten selber merkten, dass sie unter der Regierung der Umayyaden von ihrem islamischen Weg abkamen. Dass sie dabei schon weit fortgeschritten waren, zeigt sich daran, dass sie eben nicht Widerstand gegen Yazids Schergen leisteten und den Imam a.s. im Stich ließen.

Imam Hussain2

Zurück in die Zeit des dritten Reichs und dem Widerstand im deutschen Volk, oder dem mangelnden Widerstand, wie man es nimmt. Ich gehe hier mal von einer christlichen Prägung aus – dass die Juden nur wenig Möglichkeit hatten sich zu wehren, das aber durchaus auch getan haben, hatte ich schon erwähnt.

Die Deutschen haben sich wenig gewehrt gegen die Nazis, heißt es. Aus heutiger Sicht ist es leicht, eine obrigkeitshörige Haltung zu verspotten, Gleichgültigkeit, Anfälligkeit für Propaganda über Feindbilder und dafür Andere, Schwächere zu verachten, Bequemlichkeit und Diensteifrigkeit gegenüber fragwürdigen Autoritäten, Denunziantentum und Kollaboration mit dem scheußlichsten Terror.

Sicherlich war es nicht so einfach, die Mechanismen die da ins Rollen kamen zu durchschauen. Wenige haben das trotzdem getan, aus ganz unterschiedlichen Gründen, aus ideologischen, wie beim kommunistischen Widerstand, aus dem Überblick über die militärische Katastrophe wie beim Widerstand in Offizierskreisen, oder aus Mitmenschlichkeit wie bei denen, die Verfolgte versteckten und unterstützten oder als Kirchenleute ihre Stimme erhoben. Ich erhebe hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit und will auch nicht behaupten, dass es den Offizieren und Kommunisten nicht um die Menschen ging. Getragen wurden alle von ihrem Glauben, denn einen Glauben haben alle Menschen. Es ist nur die Frage woran, und wie tragfähig solch ein Glaube ist.

Jemand wie Dietrich Bonhoeffer, der vertreten hat, dass der Glaube und das Handeln des Menschen übereinstimmen müssen:

Nicht in der Flucht der Gedanken,  allein in der Tat ist die Freiheit.

und der nach Deutschland zurückkehrte, obwohl er die Nazizeit auch in England hätte überstehen können, hat gewiß einen tragfähigen Glauben gehabt. Wir kennen wohl alle sein: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“:

Das hat mein Herz schon immer erwärmt. Ein anderes Zitat von ihm „Jeder ist für seine Dummheit selbst verantwortlich“. Das ist auch gut gesagt.

Damit das hier nicht ausufert, müssen die zwei Beispiele von Persönlichkeiten aus den christlichen Kirchen, Kardinal von Galen und Dietrich Bonhoeffer ausreichen. Aber wie sollten sie, bzw. alle Christen von Imam Hussain, a.s. profitieren? Nun – sie haben selber ihren Mut und ihre Opferbereitschaft gezeigt, aber natürlich kann man sagen, dass Imam Hussain, a.s., in diesen Eigenschaften bis an die Grenzen des Möglichen gegangen ist. Was er ausgehalten hat in den Tagen, in denen alle seine Freunde und  mehrere seiner Kinder abgeschlachtet wurden, in denen die begleitenden Frauen und Kleinkinder Hunger und Durst litten und wie er wusste, einem ungewissen Schicksal entgegengingen, während klar war, dass auch er sterben würde, das versuchen wir uns immer wieder in den Trauerritualen vorzustellen. Imam Hussain a.s., hat das ausgeführt, wofür Ibrahim a.s. bereit war: seinen Sohn zu opfern um Allahs willen und er hat selber ertragen, wovor Jesus, a.s., nach islamischer Auffassung in letzter Minute bewahrt wurde. Und wie in Teil 1 erwähnt, hat er dadurch dafür gesorgt, dass der wahre Islam, nämlich die Religion von Gottesehrfurcht, Barmherzigkeit und Liebe bewahrt wurde. Er erinnert aber auch daran, dass es ein Fehler ist zu trennen zwischen Religion und politischem Handeln. Denn auch das haben die Nazis versucht: die Kirchen zu etwas Unpolitischem zu machen, dass ihre Herrschaft nicht stört.

Ein Imam Hussain, a.s., der den Tyrannen nicht weiter gestört hätte, weil er sich damit begnügt hätte, Gebete zu leiten und Wohltätigkeit zu organisieren, der wäre wohl am Leben geblieben.

Das sind Lehren für uns alle und für jede Zeit: die Trennung von Religion und Politik wird in unserer Gesellschaft propagiert. Und auch unter den Muslimen ist diese Haltung verbreitet. Ja, es werden sogar „Hadithe“ verbreitet, in denen der Prophet, s.a.s., angeblich den Widerstand gegen tyrannische Herrscher untersagt. So etwas ist mir kürzlich in einer interkonfessionellen Frauengruppe begegnet und ich warte noch auf genaue Quellenangaben. Hier ein Beispiel eines solchen Hadithes, der vermutlich direkt aus der Fälscherwerkstatt von Muawiya stammt:

Der Prophet (salla-llahu alayhi wa sallam) sagte: „Nach mir werden Herrscher kommen, die nicht meiner Leitung und meiner Sunnah folgen. Unter ihnen werden solche sein, die Herzen von Teufeln in Körpern von Menschen haben.“ Hudheifa fragte: „Was soll ich tun, oh Gesandter Allahs, wenn diese Situation mich erreicht?“  Er antwortete: „Du sollst dem Herrscher zuhören und gehorchen, selbst wenn er deinen Rücken schlägt und dein Vermögen nimmt, dann höre und gehorche.“ (Muslim)

Jeder der ein bisschen über Imam Hussain, a.s., aber auch über die anderen unfehlbaren Imame, a.s. und natürlich den Propheten, s.a.s., gelernt hat, weiß, dass das nicht der Islam ist. Aber dadurch, dass sich früh nach dem Ableben des Propheten, s.a.s., eine Herrscherschicht durchsetzte, die eine Islaminterpretation zu ihren Gunsten verbreitete, hat man die Muslime über Jahrhunderte vom Denken abgehalten und versucht das noch heute. Und haben nicht die christlichen Kirchen Ähnliches getan? Und gibt es nicht hier wie dort heute immer mehr kritische Geister, die die ursprüngliche Botschaft von Jesus, a.s. und Prophet Muhammed, s.a.s. und seiner Ahl-ul-bait, a.s. wiederbeleben wollen? Imam Hussain, a.s. ist hier eine verbindende Persönlichkeit, von der wir alle profitieren können.

Trauermarsch für Imam Hussain, a.s. am Marienplatz in München
                                                   Trauermarsch für Imam Hussain, a.s. am Marienplatz in München

Ich sehe, dass wir alle, egal welcher Religion wir angehören, heute genauso eingelullt und eingeschüchtert sind, wie es unsere Vorfahren zur Zeit der Nazis waren. Nur sind die Methoden subtiler geworden. Einerseits haben wir mehr zu verlieren, auch wenn viele unter bescheidenen Bedingungen leben: in der Regel sind wir warm und trocken und mit Fernsehen und Internet versehen. Das hat auch seinen Grund: Man braucht heute keinen Hitler mehr, der Hetzreden auf Versammlungsplätzen schwingt. Propaganda macht man heute über das Verblödungsfernsehen, BILD und das Internet. Hass auf Andersdenkende oder -aussehende schüren und diffuse Ängste verbreiten. Einlullen mit diversen „Promi“-Geschichten, Casting-Shows, Soaps. Da stört es nur ganz vorübergehend, dass wir von Leuten regiert werden, die sich noch entschuldigen, wenn man unsere staatliche Souveränität verletzt. Es fällt uns auch nicht weiter auf, dass von unserem Staatsgebiet aus völkerrechtswidrige Drohnenangriffe koordiniert werden, wir den schlimmsten Verbrechern Waffen liefern (unsere Exporterfolge) usf.

Wollen wir später auch alle sagen „wir haben nichts gewußt“?

Zum Abschluss: ich möchte mich zurückhalten mit dem Urteil über die Generation meiner Großeltern – wie gesagt ist es aus heutiger Sicht leicht zu urteilen. Über unsere Generation und unsere Kinder kann ich da schon kritischer sein und ich schließe mich ein in die Kritik: obwohl ich mich für einen einigermaßen wachen Geist halte, neige ich doch auch zur Bequemlichkeit und zum Weggucken. InschaAllah wird das immer weniger und mein Blick schärfer, mein Mut größer. Von Imam Hussain, a.s., von Zainab, a.s., von allen Märtyrern von Kerbela und den Ahlul-bait a.s., lerne ich. Prophet Muhammed, s.a.s., ist von Allah geschickt worden als eine Barmherzigkeit für die ganze Menschheit – lernen wir doch endlich, dieses Geschenk zu würdigen.

Ich habe diese Artikel geschrieben, weil Muharram und die Gedenktage um die Reichspogromnacht von 1938 zusammengefallen sind. Und ich habe mich ausdrücklich damit beschäftigt, wie die Deutschen sich zur Zeit der Judenverfolgung verhalten haben. Von Muslimen wird das Thema oft gemieden oder sie geraten sogar in die Falle, die Verfolgung der Juden zu relativieren.

Dafür gibt es m.E. mehrere Ursachen: einmal haben viele Muslime einen Migrationshintergrund, d.h. sie fühlen sich nicht geschichtlich oder persönlich mitverantwortlich. Zu Recht, haben doch Muslime und Juden viele Jahrhunderte friedlich in vielen Ländern zusammengelebt. Der Antisemitismus ist eine europäische Erfindung. Andererseits benutzt aber das zionistische Regime Israel die Verfolgung der Juden als Vorwand für seinen rassistischen Staat, unter dem in erster Linie die palästinensischen Muslime leiden.

Ich finde wir tappen in die Falle, die die Zionisten uns stellen, wenn wir zulassen, dass diese Themen vermischt werden. Der Zionismus ist keine Bewegung, die aus der Judenverfolgung erwachsen ist, aber er weiß dieses entsetztliche Verbrechen für sich zu nutzen. Wir Deutschen trauen uns kaum etwas dagegen zu sagen, dabei müssten wir gerade wegen unserer historischen Schuld darauf hinweisen, dass Zionismus ebenso rassisitisch ist, wie die Ideologie der Nazis. Aber umgekehrt sollten auch Muslime nicht anfangen, den Holocaust zu verleugnen, weil sie gegen die Zionisten sind. Diese Vermischung ist die Taktik der Zionisten, fallen wir doch nicht darauf rein.

Es ist historisch vielleicht interessant, ob 1, 3, oder 6 Millionen Juden umgebracht wurden. Für unsere historische Schuld ist das belanglos. Und für den Rassismus von Zionisten auch.

Es gibt noch ein paar andere Themen aus der islamischen und sonstigen Geschichte, die eine Rolle dabei spielen, wenn sich auch unter Muslimen eine diffuse Abneigung gegen Juden findet.  Damit wir da nicht halbinformiert und irrational urteilen, ist es ganz wichtig, den Umgang des Propheten, s.a.s., mit ihnen zu kennen. Ich hab dazu eine vierteilige Artikelreihe geschrieben, bitte bemüht die Suchfunktion (Muslime und ihr Verhältnis zu Juden und Christen).

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Warum Juden, Christen und Muslime Imam Hussain, a.s. kennen sollten

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Warum Juden, Christen und Muslime Imam Hussain, a.s. kennen sollten

Bismillahir rahmanir rahim

Teil 1

Wer ist Hussain

In diesem Jahr treffen die  Gedenk- und Trauertage von Muharram mit dem Gedenken an den nationalsozialistischen Terror, speziell der “Reichspogromnacht” zusammen.

Wenn auch in ganz anderer Form: hier wie dort, in Kerbela wie in Nazi-Deutschland, standen sich Gewaltherrscher und unterdrückte Minderheiten gegenüber, wurden diese diffamiert, beraubt und schließlich ermordet. Sicher: die Geschehnisse in Kerbela trugen sich in wenigen Tagen zu, während der Nazi-Terror sich über Jahre entwickelt, bis hin zur industrialisierten Vernichtung  jüdischer Gefangener (und anderer, die nicht vergessen werden sollen). Aber auch die Unterdrückung der Muslime die zu den Ahlul bait  hielten, dauerte an – bis heute wo Herrscher in der Tradition der damaligen Diktatoren uns als Ungläubige verunglimpfen und wo sie können schikanieren oder umbringen lassen.

Warum fiel mir aber dieser Artikel ein: wegen des Thema Widerstands! Viele kluge Menschen überall auf der Welt kennen Imam Hussain, a.s., kannten ihn auch schon vor Nazi-Deutschland. Sicher hätte es den Deutschen, Juden oder Christen, gut getan, von ihm zu profitieren.  Beeindruckt hat er u.a.

Thomas Carlyle, geb. 1795,  den englischen Essayisten, Goethe-Übersetzer und Historiker (mit revolutionären wie rassistischen Ansichten), der sagte:

The Victory of Hussain, despite his minority, marvels me

Oder Mahatma Gandhi, der auf seinen “Salzmarsch” 72 Gefährten mitnahm, in Erinnerung an die 72 Gefährten Imam Hussains, a.s.:

I learnt from Hussain, how to achieve Victory whilst being oppressed

Gandhi

Als Mahatma Gandhi gefragt wurde, warum er 72 Gefährten auf seinem Salzmarsch für die Freiheit Indiens mitnahm, antwortete er: „Ich nahm 72 mit, da Hussain ibn Ali 72 mitnahm und genauso wie seine 72 ewig sind, will ich, dass meine 72 ewig werden.“

Percy Sykes, geb. 1867, britischer Orientalist:

Wahrlich, der Mut und die Heldenhaftigkeit welche diese kleine Gruppe demonstrierte, treibte jeden der darüber hörte,  dazu an, es unweigerlich zu rühmen und zu preisen.

Das sind ein paar Zitate, die ich auf den Seiten der internationalen Kampagne “Wer ist Hussain” gefunden habe, und die sich jetzt besonders auf die äußerliche Situation, nämlich den Kampf einer absoluten Minderheit gegen eine überwältigende Übermacht beziehen und die deutlich machen, dass es trotz der scheinbaren Niederlage Imam Hussains, a.s. und seiner Gefährten, doch er war, der den Sieg davongetragen hat, nämlich alleine dadurch, dass hier die Aufrichtigkeit und der Glaube standgehalten haben, gegen das, was Zainab a.s. in ihren Reden an diejenigen, die den Imam a.s. verraten haben anprangert: die Feigheit und das mangelnde Gottvertrauen:

…Ihr habt keine klare Linie, ihr gleicht einer Pflanze, die im Unrat gedeiht oder einem Stein, der ein Grab schmückt. Ihr seid ein totes Volk, seelenlos und brackig, – tot deswegen, weil ihr zu allem bereit seid, um euer Leben zu erhalten…

Das sind harte Worte, die die Schwester des Imams, a.s., an die Kufiten richtet – aber es waren eben diese Leute, Muslime und Anhänger des Imams, a.s., die ihn zuerst nachdrücklich eingeladen und ihn dann im Stich gelassen hatten. In seiner Rede an die Armee Yazids gerichtet, die ja auch aus Muslimen bestand, erinnerte der Imam a.s. die Soldaten

“An jene von euch, die mich nicht kennen, wisset, dass ich der Enkelsohn des heiligen Propheten bin.
Ich bin auf dem Weg der Wahrheit. Yazid verkörpert Falschheit und Korruption. Er möchte euch vom Islam wegführen.
Folgt ihm nicht! Ermordet nicht den Enkelsohn des Propheten! Allah wird euch niemals vergeben!  Seid euch gewiss, wenn ihr einen Befehlshaber seht, der all jenes tut, was Allah und sein Prophet verboten haben, der jeder Sünde nachgeht, der seine Untergebenen unterdrückt und ihr nichts tut um so einen Befehlshaber zu stoppen, dann seid ihrvor Allah genauso schuldig wie er es ist! Ihr kennt meine Abstammung. Meine Eltern haben mich nicht erzogen damitich mich einem üblen Tyrannen unterwerfe. Ich bin euer Imam. Ihr habt die Freiheit eurer Gedanken gegenüber den schlechten Weg Yazids eingetauscht. Wenn ihr euch schon nicht um den Islam kümmert, dann sorgt euch zumindest um die Freiheit eures Geistes!“

Es ist immer leicht, aus der Entfernung, räumlich oder zeitlich,  zu urteilen und hier kann ich den Bogen schlagen von den Ereignissen in Kerbela zu Deutschland unter den Nazis. Angst, um es nicht Feigheit zu nennen, angesichts der Bedrohung des eigenen Lebens und des Lebens der Angehörigen, ist erst mal eine normale Reaktion. Aber wir sehen doch, wie ein fester Glaube davor schützt, sich einschüchtern und unterdrücken zu lassen. Bis hin zur letzten Konsequenz, wie der Imam, a.s. sagte:

Ein würdevoller Tod ist besser als ein Leben der Erniedrigung

In meiner Schulzeit habe ich noch gelernt, dass sich die Juden im 3. Reich gegen ihre Verschleppung und Ermordung praktisch nicht gewehrt hätten – das ist inzwischen längst überholt und jüdische Widerstandskämpfer verwehren sich dagegen, dass den Juden mit dieser Behauptung subtil eine Mitschuld an ihrem Schicksal gegeben wird. Zu Recht. Aber  angesichts der Übermacht der Nazis war der Widerstand, bis auf wenige Ausnahmen wie den Aufstand im Warschauer Ghetto wenig bekannt. Deshalb kann ich auch zu Einzelpersonen hier nichts beitragen.

Ich mach hier mal Schluss für heute, auch wenn´s mittendrin ist. Möchte fortsetzen mit dem spärlichen Widerstand der deutschen Bevölkerung allgemein, und dem was diejenigen die sich gewehrt haben, beflügelt hat.

Bis dahin noch ein paar links zu älteren Artikeln rund um Ashura:

Ashura und Totensonntag

Wasser als Waffe

ach und da sind noch viele mehr. Bitte die Suchfunktion benutzen: Kerbela, Ashura, Muharram, Zainab, Hussain, Yazid….

Teil 2

Der Salafist, das unbekannte Wesen -1-

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Bismillahir rahmanir rahim

So einfach ist das gar nicht, zu beschreiben was hinter den “Salafisten” (Salafiten, Wahabiten) steckt, stelle ich fest. Aber da ich nun mal versprochen habe, dazu etwas zu schreiben, versuche ich mich daran. Bitte versteht das als Bruchstücke von Informationen,vieles bleibt mir verborgen. Z.B. kann ich keine Vorträge dieser Leute auf Arabisch verstehen oder Bücher im Original lesen. Auch gehe ich in keine derer Moscheen und kann darum auch nichts zu den Inhalten sagen, die dort verbreitet werden. Aber ein klein wenig kann ich vielleicht beitragen.

Ganz ohne theologischen Hintergrund geht das nicht. Auch hier bitte ich meinen Laienstatus zu berücksichtigen! Ich hab mich mal ein wenig mit einem Standardwerk der Salafis auseinandergesetzt:

“Die authentische A´qiidäh”

von Äbuu Muhammäd Äsunnii

das vermittelt einen Eindruck von der Glaubenslehre der Salafiten. Die Umschrift ist ungewohnt, meistens wird “Aqida” geschrieben. Aber das ist das geringste Problem.

Der Autor bezieht sich in seinem Buch überwiegend auf den Gelehrten, den die Salafiten zum Vorbild nehmen: Ibn Taimiyya, dessen Lebensdaten kann man hier nachlesen: http://www.eslam.de/begriffe/i/ibn_taimiyya.htm.

Ich möchte auf ein paar der wesentlichen Konflikte zwischen den Salafiten und den anderen islamischen Rechtsschulen eingehen.

Das eine ist, dass die Salafiten in ihrer Verehrung der Prophetengefährten (Sahaba) so weit gehen, dass sie nicht erlauben, dass die forschenden Gläubigen Fragen stellen, die die Sahaba nicht gestellt haben. Z.B.wenn es um die Eigenschaften Allahs geht. Im heiligen Qur´an gibt es Beschreibungen Allahs, die aussagen, dass er sieht, oder hört, oder sich über etwas erhoben hat. Die Salafiten verstehen das nicht sinnbildlich, sondern wörtlich.

Auch die Salafiten sagen aus, dass Allah mit nichts und niemandem zu vergleichen ist. Sie bestehen aber darauf, dass man diese Eigenschaften oder Körperteile als solche ansehen müsse – aber man darf nicht nach dem  “wie” fragen. Ich muss also glauben, dass Allah sich erhebt, aber ich darf nicht fragen wie. Nun ist es schon klar, dass es auf manche Fragen keine Antworten gibt, oder dass diese sich unserem begrenzten Verständnis entziehen – aber dass das Fragen verboten ist, habe ich sonst noch nirgends gehört.

In der Praxis führt das dazu, dass viele ungelehrte Salafiten tatsächlich der Meinung sind, dass Allah über Körperteile verfügt, die mit unseren vergleichbar sind, dass ER sich wundert, lacht, zornig ist, seinen Fuss in die Hölle stellt  usw.

Die islamische Glaubenslehre sagt aber anderes aus, so wie es Imam Ali, a.s. beschreibt:

Das Wichtigste in der Religion ist die Erkenntnis Seiner, und die Vervollständigung Seiner Erkenntnis besteht darin, Ihn zu bestätigen, die Vervollständigung Seiner Bestätigung besteht in Seiner Einheit [tauhid], die Vervollständigung Seiner Einheit liegt in der Aufrichtigkeit Ihm gegenüber. Die Vervollkommnung der Aufrichtigkeit Ihm gegenüber liegt darin, ihm keine Eigenschaften zuzuschreiben, denn jede Eigenschaft zeugt davon, dass sie nicht der Beschriebene ist, und alles Beschriebene zeugt davon, dass es anders als die Eigenschaft ist. Denn wer Allah, Den Erhabenen, beschrieben hat, hat Ihn bereits (mit dieser Eigenschaft) verbunden, und wer Ihn (damit) verbunden hat, betrachtet Ihn als Zwei, wer Ihn als Zwei ansieht, hat Ihn geteilt, und wer Ihn geteilt hat, kennt Ihn nicht, und wer Ihn nicht kennt, hat auf Ihn gezeigt. Wer auf Ihn gezeigt hat, hat Ihn begrenzt, und wer Ihn begrenzt hat, hat Ihn gezählt. Wer gesagt hat, worin Er (enthalten) ist, behauptet, dass Er (in irgendetwas) enthalten ist, und wer sagt, womit Er gehalten wird, hat es von Ihm frei gemacht. Er existiert [ka´in], doch ohne irgendetwas, was Ihn in die Existenz gebracht hat, Er existiert, doch nicht aus der Nicht-Existenz heraus. Er ist mit allen Dingen, und dennoch nicht (mit ihnen) verbunden, und Er ist anders als alle Dinge, und doch ohne (von ihnen) getrennt zu sein.

Er handelt, doch nicht im Sinne von Bewegung und Werkzeugen, Er ist Sehend, selbst wenn es nichts gibt, was von Seinen Geschöpfen gesehen wird. Er ist Der Einzige, so dass es niemanden gibt, mit dem Er Gesellschaft hält und keinen, aufgrund dessen Verlust Er sich einsam fühlt.“ hier entnommen

Es ist die Pflicht eines jeden Gläubigen, sich zu bilden – und das Verbot, Fragen zu stellen unterbindet die Erfüllung dieser Pflicht. Wenn ich nicht frage, kann ich kein Verständnis erlangen. Aber für die Salafiten ist es “Bid´ah”, d.h. eine unerlaubte Neuerung diese Fragen zu stellen.

Die Begründungen, die die Salafiten für ihre Haltung geben, beruhen auf den Quellen die sie zu Rate ziehen. Und da kommen wir auf einen weiteren Konflikt, den ich oben schon angesprochen habe: die Verehrung aller Gefährten des Propheten Muhammed, s.a.s., sie bezeichnen sie als

“ausnahmslos gerecht und vertrauenswürdig”

und begründen das mit der Aussage des Propheten, s.a.s, dass die Mitglieder seiner Gemeinschaft zu seinen Lebzeiten besser seien, als die der nachfolgenden Generationen. Mir ist nicht bekannt, ob diese Überlieferung zu den vertrauenswürdigen gehört (für die Salafiten ist das natürlich so), aber es ist unlogisch zu behaupten, dass das für alle Sahaba gelten soll, denn der Prophet, s.a.s., selber hat unter dem Ungehorsam und der Unwissenheit mancher Gefährten zu leiden gehabt. Ob nun, wie die Salafis meinen, Gott den Sahaba auf Grund ihrer vielen Verdienste und Vorzüge verzeihen wird, das ist nun wirklich außerhalb meines Wissens. Aber dass sie eben nicht alle gerecht und vertrauenswürdig waren und darum nicht alle als Vorbilder geeignet sind, ergibt sich aus der islamischen Geschichte. Nur ein paar Beispiele, die auch bspw. einen Sahaba betreffen, den die Salafiten und sunnitischen Rechtsschulen als “rechtgeleitet” betrachten:

Das “Donnerstagsunglück” bei dem der spätere  2. Kalif Umar eine entscheidende Rolle spielte:

“Die Überlieferung lautet wie folgt überliefert von Ibn Abbas: „Als dem Gesandten Allahs (s.) bewusst wurde, dass er bald sterben müsse, hielten sich einige Männer, unter ihnen auch Umar ibn Chatab, in seinem Hause auf. Der Prophet (s.) sagte: ‚Ich werde euch eine Schrift niederlegen, nach der ihr niemals in die Irre gehen werdet.’ Da sprach Umar: ‚Der Prophet ist schwer erkrankt. Ihr habt doch den Qur’an. Verlassen wir uns allein auf das Buch Allahs!’ Darüber kam es zu Meinungsverschiedenheiten und Streit unter den Leuten im Haus. Einige meinten: ‚Kommt näher, damit der Prophet eine Schrift für euch niederlegen kann, nach der ihr niemals in die Irre gehen werdet!’ Die anderen wiederholten die Worte Umars. Als ihr törichtes Geschwätz zunahm und der Streit in Gegenwart des Propheten immer heftiger wurde, sagte der Gesandte Allahs zu ihnen: ‚Steht auf ’“ Ibn Abbas berichtete weiter: „So groß war die Schmach, dass der Gesandte Allahs (s.) durch ihre laute Streiterei davon abgehalten wurde, die Schrift niederzulegen.“ (hier entnommen/auch weiterführende Quellen)

Das Ereignis selber ist unstrittig unter den Muslimen, die Bewertung allerdings sehr untererschiedlich.

Die Salafiten glauben auch, dass die Leute von Badr, eine der ersten islamischen Schlachten, von Allah vergeben wurde, egal was sie getan haben und das keiner der 1400 Gefährten, die dem Propheten Muhammad unter dem Baum den Treueeid leisteten, in die Hölle kommen wird. Sie bezeichnen sogar diejenigen, die nicht mit der Regelung der Prophetennachfolge einverstanden waren, als “Irregehende”.

Sie verehren Muawiya ibn Abu Sufyan, den ersten Kalifen der Umayyaden, der gegen Imam Ali, a.s. Krieg führte (nachdem dieser ihn wegen Amtsmissbrauchs und Korruption seines Gouverneursamtes enthoben hatte)  und ihm das Kalifat streitig machte. Unerklärlich, denn Imam Ali, a.s. gehört ja auch in der salafitischen Lehre zu den “rechtgeleiteten” Kalifen, zu denen Muawiya nicht mehr gerechnet wird. Wie man das unter einen Hut bekommt, muss man die Salafiten fragen. Seinen Sohn Yazid, der für das Massaker von Kerbela verantwortlich war, gehört zu denen die “sie nicht loben und nicht verfluchen”.

Aus einem Brief von Imam Ali a.s. an Muawiya:

Im Folgenden habe ich unzusammenhängende Ermahnungen und einen verzierten Brief erhalten. Du hast ihn fein geschrieben mit deinem Irrtum und mit deiner üblen Meinung abgesandt. Es ist ein Brief eines Mannes, der weder über Einsicht verfügt, die ihn führen könnte, noch einen Führer, der ihn anleiten könnte. Die Begierde rief ihn, und er leistete ihr Folge, der Irrtum leitete ihn an, und er folgte ihm, so redete er Unsinn und lief blindlings in die Irre. (Quelle: Nadschul Balagha, 7. Brief)

Dieser Mann gehörte zu den “Sahaba” und ist nach Ansicht der Salafiten als Vorbild geeignet, trotz aller seiner Verfehlungen, die abgesehen von der Feindschaft zu Imam Ali a.s auch in seinen  Ungerechtigkeiten als Gouverneur und Kalif bestanden. Ein interessanter Gedankengang aus salafitischen Kreisen dazu ist auch, dass sie behaupten, dass die Feindseligkeiten unter den Sahaba nur irdischer Natur und schon ihre Strafe sind, so dass ihre Sünden damit abgebüßt wären (schau hier)

Obwohl der Islam nur Verteidigungskriege erlaubt, loben die Salafiten Muawiya für seine Eroberungskriege. Sie nennen das “Gebiete eröffnen”.

Über die Unlogik in diesen salafitischen Behauptungen kann man sich noch viele Seiten lang auslassen – aber das führt hier zu weit. Mir geht es ja nur darum eine ungefähre Vorstellung über die Unterschiede zwischen den Muslimen anderer Rechtsschulen und den Salafiten zu vermitteln, verschärft natürlich zwischen Shia und Salafiten.

Ein weiteres Thema das zu großen Konflikten zwischen Salafiten und Muslimen anderer Rechtsschulen führt, ist das der “Fürsprache”. Dazu bei Gelegenheit mehr. Dann ist natürlich noch die politische Seite interessant – aber dieses ist als Vorbereitung erforderlich.

Jeder Tag ist Ashura und überall ist Kerbela: Wasser als Waffe

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Bismilahir rahmanir rahim

ava hussain

Es ist wirklich nicht schwer, zum Thema Ashura etwas mit aktuellem Bezug zu schreiben. Israel sorgt gerade wieder einmal dafür. Aber ganz abgesehen von den aktuellen Angriffen der Zionisten auf die eingekesselte Bevölkerung in Gaza, hatte ich mir schon länger vorgenommen, auf einen Aspekt der Geschichte von Kerbela einzugehen: Wasser als Waffe.

Zunächst  wieder einmal ein Blick zurück auf die Geschehnisse im Jahr 61 n.H. (680 n.Chr.), zu den Ereignissen an die wir uns erinnern und aus denen wir lernen (sollten).

Als Imam Hussain a.s. im Muharram des Jahres 61 n.H. auf Einladung der dortigen Bürger nach Kufa reisen wollte, wurde er bekanntermaßen durch die Armee des Despoten Yazids daran gehindert. Aus Kufa wurde eine Abteilung von 1000 Soldaten unter dem Kommando von Hur ibn Yazid al Riyah entsandt, um den Imam a.s. und seine Gefolgschaft abzudrängen. Als die kufitische Armee auf die Reisegruppe des Imams, a.s. (72 Kämpfer und ca. 18 Familienangehörige) traf, ließ Imam Hussain, a.s. die Soldaten von seiner Gefolgschaft mit Wasser für sich und ihre Tiere versorgen.

Hur war ein Soldat, der die Befehle seiner Vorgesetzten nicht hinterfragte. Auch wenn er sich als Muslim sah und sogar hinter dem Imam a.s. das Gebet verrichtete, fragte er doch nicht, ob die Behandlung des Imams, a.s., gerechtfertigt sei. Er kam seinen Befehlen nach und drängte den Imam a.s. aus der Richtung nach Kufa ab. Bis die Gruppe schließlich bei Kerbela auf die gesamte Armee Yazids traf und dort in die Enge getrieben wurde.

Hier wurde den Muslimen der Zugang zum Euphrat nach und nach erschwert. Ab dem 7, Muharram hatten sie kein Wasser mehr. Nicht nur die kampffähigen Männer wurden dadurch geschwächt, auch die Kinder waren dem Verdursten und Verhungern nahe.

Hur hatte ein Gewissen, und so hat er vor dem Massaker an Imam Hussain, a.s. und seinen Gefährten noch die Seiten gewechselt. Den Kindern konnte er nicht mehr helfen und wie wir wissen, hat auch Abbas ibn Ali mit seinem Leben dafür bezahlt, dass er den Kindern Wasser bringen wollte.

Eine der Lehren aus dieser Tragödie ist: Wasser ist ein Menschenrecht, das man nicht einmal seinen Feinden verwehren darf. Imam Hussain, a.s., hätte sich einen Vorteil verschaffen können, wenn er den Soldaten Hurs kein Wasser gegeben hätte. Aber zu unmenschlichen Mitteln dürfen Muslime nicht greifen.

147 Die Stelle in Kerbela an der Abbas, a.s., seine Arme abgeschlagen wurden, beim Versuch Wasser für die Kinder zu holen.

In Palästina, nicht nur im Gaza-Streifen, raubt Israel mehr und mehr der Wasserressourcen und verstößt damit einmal gegen Völkerrecht. Ja, die Zerstörung von Brunnen und Zisternen ist nach der Genfer Konvention sogar ein Kriegsverbrechen.

Die illegale israelische Mauer, die durch international als palästinensisch anerkanntes Land läuft, schneidet die Palästinenser von vielen Gebieten ab, die jährlich etwa 90 Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich bringen würden  Im Vergleich dazu: den  Palästinensern stehen über die aktuelle palästinensische Wasserversorgung für das Westjordanland einschließlich des Wassers von dem nationalen israelischen Wasserunternehmen knapp 180 Millionen Kubikmeter zum Kauf zur Verfügung .

Die Blockade des Gazastreifens verhindert die Einfuhr von einzelnen (Ersatz-)Teilen, Material und dem nötigen Treibstoff, die für das tägliche Funktionieren des Wasser- und Abwasserleitungsnetzes nötig sind und blockiert die dringend notwendige Entwicklung dieser Systeme. Die Unabhängige Internationale Mission der Vereinten Nationen zur Aufstellung der Fakten im Konflikt mit Gaza berichtete, dass Israel mit voller Absicht auf Brunnen, Rohrleitungen, Einrichtungen für Abwasser, Wasserzisternen und das Hauptelektrizitätswerk gezielt und sie zerstört hat  Mehr als 90% des Wassers aus den Gemeindebrunnen in Gaza ist für den menschlichen Genuss ungeeignet. Israel hat seit 2005 mehr als 300 Brunnen im „Pufferstreifen“, den Israel einseitig innerhalb des Territoriums des Gazastreifens eingerichtet hat, beschädigt oder zerstört. Nach internationalem Wasserrecht hat Gaza ein Anrecht auf einen angemessenen und gerechten Teil des Wassers aus den Wasserspeichern im Küstengebiet und ebenso aus Teilen innerhalb Israels. Quelle

Wie immer hat das für den zionistischen Staat keine Konsequenzen außer milder Kritik seitens seiner “Freunde”. Vielleicht gibt es andere Staaten, die sich derartiges Unrecht leisten können, ohne von der viel beschworenen “Weltgemeinschaft” dafür bestraft zu werden. Aber gibt es einen anderen Staat, dem unsere Republik noch mit tatkräftiger finanzieller Unterstützung dabei hilft?

Wie schon Yazid vor 1373 Jahren nach Mitteln suchte, die Muslime verhungern und verdursten zu lassen um sie zu schwächen und zur Kapitulation zu bewegen, versuchen heute die Zionisten, die palästinensische Bevölkerung zur Aufgabe zu zwingen.

Das Ziel ist kein friedliches Zusammenleben zweier Völker, sondern die ethnische Säuberung – sprich, ein jüdisches Groß-Israel, ohne lästige palästinensische Ureinwohner.

Der israelische Innenminister hat die zionistischen Pläne dann auch unverhohlen verkündet:

„Wir müssen Gaza zurück ins Mittelalter bombardieren und die komplette Infrastruktur zerstören, inklusive Straßen und Wasserversorgung.“

Leider haben wir unter unseren Politikern niemanden vom Format eines Hur. Nicht dass es einen Westerwelle das Leben kosten würde, wenn er sich mal zur Befehlsverweigerung gegenüber Israel aufschwingen würde, schon gar nicht die Kanzlerin. Unser Außenminister befindet sich gerade auf angeblich “diplomatischer” Mission im Nahen Osten. Seine Diplomatie besteht darin, den Palästinensern die Schuld an der erneuten Eskalation zu geben. Seine Schleimspur führt nach Israel:

Die Verantwortung aber für diese jüngste Zuspitzung trägt Hamas, mit den durch nichts zu rechtfertigenden Raketenangriffen, und diese Raketenangriffe müssen sofort beendet werden. Nur so wird ein Ende der Gewalt möglich sein.

Es würde keine Raketenangriffe aus einem blockierten Gaza geben, genau sowenig wie sonstige Attacken, wenn Israel nicht seit Jahrzehnten jegliche Friedenslösung boykottiert hätte. Vermutlich hätte es eine “Zwei-Staaten-Lösung” geben können, obwohl man deren Legitimität anzweifeln kann. Aber das ist letztlich Entscheidung der palästinensischen Bevölkerung, auf was sie sich einlassen will. Allerdings ist diese Lösung inzwischen unmöglich geworden und so wird sich der Krieg fortsetzen, bis in Israel die Vernunft siegt und sich die Bewegung für die Ein Staat für alle– Lösung durchsetzt. Da aber anscheinend Netanjahus Wahlkampfstrategie funktioniert, wird wohl der Hass weiter geschürt. Vor einer Lösung mit einem demokratischen Staat für alle Bewohner Palästinas haben israelische Hardliner natürlich schon aus demographischen Gründen Angst. Es geht ihnen eben nicht um eine sichere Heimat, sondern um den “jüdischen” Charakter ihres Staates. Da können nicht alle Volksgruppen die gleichen demokratischen Rechte haben. Das behaupten jedenfalls diejenigen die den jüdischen Grundsatz: “Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du” (3. Buch Mose) vergessen haben.

Ohje-ich schweife ab vom Wasserthema. Da kann ich auch gleich noch Kritik an den Raketenangriffen aus Gaza unterbringen – ob diese Raketen nun von der Hamas oder anderen Gruppen abgeschossen werden. Ich bin nun wirklich keine Militärstrategin, aber dieser Beschuss scheint mir völlig sinnlos. Man ist anscheinend nicht  der Lage, diese Raketen zielgerichtet einzusetzen, sie können also wohl nicht mehr erreichen als Angst zu verbreiten. Außerdem werden sie zum überwiegenden Teil vom israelischen “Iron Dome” abgefangen. Ich halte das für unrechtmäßig, da man nicht weiß welche Unschuldigen sie treffen, wenn sie treffen, und für  Verschwendung von Material. Eine Selbstverteidigung kann man damit nicht erreichen, was bringt das also?

Natürlich stimmt mal wieder nicht, dass die Israelis ihren Beschuss nur aufgenommen haben, weil die Hamas, die in unseren Medien nie ohne den Zusatz “radikal-islamisch” genannt wird (warum wird eigentlich bei Netanajahu und Konsorten niemals “radikal-zionistisch” hinzugefügt?), auf eine unschuldige Militärpatrouille geschossen hat. Vielmehr haben die Übergriffe auf Gaza nie aufgehört und der jetzige Höhepunkt war die die Ermordung eines geistig behinderten jungen Mannes. Davon hat unser Westerwelle wohl nichts gelesen.

Also jedenfalls erscheint mir diese Raketenschießerei als so dumm, dass ich mich schon wieder frage, wer welche Palästinenser dafür bezahlt, einen Kriegsgrund zu liefern!

Solche Aktionen wie diese erscheinen mir wirklich sinnvoll:

Ägyptische Aktivisten planen einen «Solidaritätsmarsch» nach Gaza.

Wie Organisatoren am Sonntag sagten, soll die Aktion am Dienstag auf der Sinai-Halbinsel beginnen und über die Grenze in das palästinensische Gebiet führen. «Anstelle von unnützen Protesten wollen wir bei Rafah die Grenze überqueren und zeigen, was wirkliche Solidarität ist», sagte ein Mitglied der Karama-Partei. Dort solle es dann eine Menschenkette gegen die israelischen Bombardements geben.IRIB

Zu Tausenden sollten die Nachbarn Palästinas und Friedensbewegte aus aller Welt nach Gaza strömen. Wenn die Ägypter dann endlich die Grenzen öffnen würden – was sollte Israel gegen die freiwilligen menschlichen Schutzschilde tun? Was, wenn alle Bewohner Gazas friedlich auf die Straßen gingen?

Könnte Israel alle Medieneinrichtungen zerstören, damit die Welt das nicht sieht? Wohl kaum. Würden die arabischen Staaten auf der Seite ihrer entrechteten palästinensischen Geschwister zusammenstehen, vielleicht würde auch der Rest der Welt aus seinem bequemen Schlaf aufwachen und die Israelis zu ihrem Glück zwingen. Dem Glück, dass es bedeuten würde, wenn sie in Frieden mit ihren Mitmenschen leben würden.

Vielleicht hat Mahatma Gandhi mehr von Imam Hussain, a.s. verstanden, also die Geschwister von Hamas und Co.?:

„Ich habe mich genau mit dem Leben Imam Husseins, des großen Märtyrers des Islams, beschäftigt, ebenso wie mit dem Geschehen zu Kerbela, und bin dabei zu dem Ergebnis gelangt: Wenn Indien siegen will, muss es dem Weg Husseins folgen.“

Nach dem Massaker von Kerbela, bei dem Imam Hussain, a.s. und alle seine Gefährten umgebracht wurden – von Krieg kann man bei einer Übermacht von 30000 gegen 72 wohl nicht sprechen – haben die Unterdrücker trotzdem nicht gewonnen. Ihre Untertanen wurden wach durch den Anblick der misshandelten Frauen und Kinder und durch die Reden, die die Überlebenden wie Hz. Zainab, a.s. und Imam Zain-ul-Abidin vor den Tyrannen gehalten haben.

„Bei Allah, du hast uns nicht besiegt. Durch diese Tat hast du in dein eigenes Fleisch geschnitten. Diejenigen, die dich jetzt umkreisen, werden wissen, was für ein Herrscher und Mensch du bist. Sie werden wissen, wie du der islamischen Umma geschadet hast. Wenn wir heute als Gefangene vor dir stehen und verurteilt werden, am Tage des Gerichts werden wir dich bei Allah anklagen.” (Aus der Rede Zainabs a.s. vor Yazid

Die Lehren aus Kerbela sind zeitlos. Solange auf der Welt Lüge und Unterdrückung herrschen, werden wir sagen “Jeder Tag ist Ashura und überall ist Kerbela”

„Die beste Lehre, die wir aus der Tragödie von Kerbela ziehen ist die, dass Imam Hussein und seine treuen Helfer unerschütterlich an Gott glaubten. Sie haben mir ihrem Vorgehen verdeutlicht, dass zahlenmäßige Überlegenheit dort, wo das Recht dem Unrecht gegenübertritt, nichts bedeutet. Dass Imam Hussein trotz der Minderheit, die ihm zur Verfügung stand, gesiegt hat, versetzt mich in Erstaunen.“(Der Philosoph Thomas Carlyle)

Vielleicht kann man auch das “Wasser als Waffe” noch einmal anders betrachten. Da kommen Erinnerungen auf: “Das weiche Wasser bricht den Stein”

In diesem Sinne würde das Wasser das Imam Hussain, a.s., den Feinden zukommen ließ noch viel mehr Würdigung wert sein. Das Herz des feindlichen Kommandeurs Hur hat es jedenfalls schon mal erweicht.

So, da hab ich Euch mal wieder mit auf eine Gedankenreise genommen mit ein paar Flusswindungen mehr als gedacht, :-).

Bitte betet mit für die Menschen in Palästina, für einen gerechten Frieden. Für alle Menschen die unter Not und Unterdrückung leiden. Für die Gesundheit unseres Imams Mahdi, a.s. und für seine baldige Rückkehr. Dafür, dass unsere Herzen nie hart wie Stein werden und dafür, dass wir nie aufhören Tränen über Imam Hussain, a.s. und die Märtyrer von Kerbela zu vergießen.

Imam ‚Ali Ibn al-Husain (a.s.) sagte: „Jeder Gläubige, dessen Augen Tränen über die Tötung von Hussein Ibn ‚Ali (a.s.) und seinen Gefährten vergießt, so dass die Tränen über seine Wangen rollen, so wird Allah ihn in den erhöhten Räumen des Paradieses aufnehmen.“

s. auch:

Würdest du deinen Nachbarn durstig lassen?

Schon 2009: Wasser als Kriegswaffe