Archiv der Kategorie: Zitate

Volker Kauder ins Poesiealbum geschrieben

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Bismillah

Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU Bundestagsfraktion, mag keinen Islam in Deutschland. Vielleicht hat er Angst, dass man ihm seinen täglichen  Alkoholkonsum verbieten könnte: “ zwei, drei Weizenbier am Tag -die müssen einfach sein“ sprach der ehemalige Bierkutscher und jetzige „Botschafter des Bieres“ im Nebenberuf. Freibier für den Abgeordneten?

Gut dass Herr Kauder Bier vor harten Alkoholika bevorzugt – Bier, besonders Weizenbier enthält immerhin Hefe und deshalb baut das Hirn damit nicht ganz so schnell ab. Es geht aber trotzdem auf die Leber und betrunken wird man davon auch, vielleicht sind seine gelegentlich wirren Äußerungen dadurch verursacht Na, Herr Kauder mag zwar keinen Islam – verstehe ich nicht recht, denn seine konservativen Einstellungen passen zu einem großen Teil ganz gut zu islamischen Wertvorstellungen. Die Menschenwürde komme von Gott, nicht von der Gesellschaft oder der Politik, sagte er einmal. Allerdings verdächtigte man ihn auch, gegen Parteispenden der Waffenfirma Heckler&Koch behilflich gewesen zu sein. Waffen und Bier – das kann böse ausgehen.

Aber genug der Lästerei. Der Islam ist nicht identitätsstiftend sagt Herr Kauder und gehört darum nicht zu Deutschland. Weil zu Deutschland gehört nur, was Identität stiftet, wie deutsches Bier eben. Wir Muslime dürfen aber trotzdem dableiben, sagt er auch, Glück gehabt.

Aber ich wollte ihm doch was Schönes in sein Poesiealbum schreiben. Das sind diese hübsch dekorierten Büchlein in die wohlmeinende Verwandte oder Freunde kluge Sprüche schreiben. Und weil Herr Kauder doch Islam und Christentum (jedenfalls seine Vorstellung vom Christentum) für unvereinbar hält und unser „christliches Abendland“ preist, dachte ich ich such ihm mal was Schönes zum Nachdenken raus.

Und dabei kam ich natürlich wieder auf unseren großen deutschen Dichter, Johann Wolfgang von Goethe und was er über den Islam sagte. O.k. Herr Kauder hat schon abgelehnt, was unser Ex-Präsident Wulff aus dem west-östlichen Divan zitierte, aber hier habe ich doch etwas, dass den Gläubigen, als den Herr Kauder sich sieht, ansprechen könnte:

Närrisch, daß jeder in seinem Falle
Seine besondere Meinung preist!
Wenn Islam Gott ergeben heißt,
Im Islam leben und sterben wir alle.

In diesem Sinne wünsche ich Herrn Kauder geistig erhellende und nicht vernebelte Momente.

Herr Kauder beruft sich auf die „christlich-jüdische“ Kultur. Ich empfehle ihm deshalb noch dieses Buch: https://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/2012/04/11/buchtipp-der-islam-schrecken-des-abendlands-wie-sich-der-westen-sein-feindbild-konstruiert-von-werner-ruf/

Und wegen der 2-3 Weizenbiere am Tag: Herr Kauder, sie sind doch ein Freund der Springer-Presse. Die rät Ihnen davon ab:

http://www.welt.de/wissenschaft/article925726/Ab-welcher-Menge-Alkohol-wirklich-schaedlich-ist.html

Gegrüßest seist Du, Maria und gegrüßet sei Dein Sohn Jesus, der Geist Gottes

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Bismillah

Gegrüßt sei Jesus, Zeichen Gottes und Verheißer von Frieden und Gerechtigkeit.Gegrüßet sei er, der das Herz der zarten Maria aufleben ließ. Gegrüßet sei der Überbringer der Botschaft der Nächstenliebe an die Menschheit und des Regens der Gnade auf die auf die dunkle Erde der zermürbten Seelen. Mit seiner Geburt hauchte er dem leblosen Corpus der Menschheit die Hoffnung auf ein gutes Leben im Lichte der göttlichen Güte ein. Jesus überbrachte den Menschen lauter Licht und Freundschaft, Liebe und Friede. Er erwies den Bedürftigen und Schwachen Güte, so dass die Reichen und Widersacher dachten, seine Religion gelte nur für Arme und Untertanen. Die lichterfüllte Geburt dieses großen Gottesgesandten erhält die Botschaft vom Frieden und der Freundschaft und die frohe Verheißung der Genesung von Geist und Denken…..

Der Segen und Friedensgruß Gottes sei auf seiner ehrwürdigen Mutter, der Jungfrau Maria, die Wahrhaftige und Paradiesfrau, die Dank des göttlichen Atemhauches den nach der göttlichen Gnade Dürstenden einen solchen Sohn schenkte….

Ihr Rang ist so hoch, dass sie mit den Engeln Gottes sprechen kann. Die Engel haben mit ihr gesprochen und hörten ihre Worte. Und nicht nur das: sie konnte die Engel sehen und die Engel konnten sie sehen und haben ihr mitgeteilt, welchen hohen Rang sie bei Gott einnimmt…

Mohammed,s.a.s., der gesegnete Prophet des Islam, hat gesagt  dass Maria zu den vier edelsten Frauen der Welt gehört. Von ihm stammen die Worte:

„Die edelsten Frauen der Welt sind Mariam (Maria), die  Tochter des Imran, Chadidscheh (die Gemahlin des Propheten), Fatima (seine Tochter) und Asia (die Gemahlin des Pharaos)“

von Imam Chomeini: http://german.irib.ir/media/k2/books/jesus/index.html

s. auch:

https://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/2009/05/14/starke-frauen-im-islam-teil-4-mariam-meryem-mariaa-s/

http://www.muslim-markt.de/forum/messages/3476.htm

Zum Todestag von Imam Dschafar al-Sadiq, a.s., etwas über Fatwas

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Zum Todestag von Imam Dschafar al-Sadiq, a.s., etwas über Fatwas

Bismillah

Gestern war  nach dem islamischen Kalender der 25. des Monats Schawwal und somit der Todestag unseres 6. Imams Dschafar al-Sadiq, der als Begründer der shiitischen (dschafaritischen) Rechtsschule angesehen wird. Nicht weil er etwas anderes gelehrt hätte, als die Imame, a.s., vor ihm, sondern weil er in einer Zeit eines relativen Machtvakuums lebte und somit mehr Möglichkeiten hatte, Gelehrte auszubilden, als andere vor ihm. Unter anderem war auch Abu Hanifa bei ihm, der später die hanefitische Rechtsschule begründete, eine der vier sunnitischen Schulen. Ein großer Unterschied war zwischen Lehrer und Schüler ein Bestandteil der Methoden zur islamischen Rechtsfindung. Abgesehen von

  1. dem heiligen Quran
  2. der Sunna, dem Vorbild des Propheten, s.a.s., und bei den Shiiten auch dem der lebenden Ahl-u-bait, a.s., der Nachfolger des Propheten
  3. der Übereinstimmung in der islamischen Umma, der islamischen Weltgemeinschaft

gibt es bei den Sunniten noch den Analogieschluß und darin besteht der Unterschied zu den Shiiten, die diesen ablehnen und den Vernunftschluß praktizieren. Dass dieser benötigt wird, liegt daran, dass das derzeit lebende Mitglied der Ahl-u-bait, Imam Mahdi, a.s., in der Verborgenheit lebt. Deshalb, wenn alle anderen Methoden nicht weiterhelfen, wird auf die Vernunft zurückgegriffen, die eine  Basis der Religion ist, denn nichts im Islam ist unvernünftig.

Imam Dschafar al-Sadiq lehnte den Analogie (Vergleich)-Schluß mit folgenden Begründungen ab (so berichtet sein Schüler Abu Hanifa selber):

„der Erste, der gegen Gottes Befehle nach dem Vergleich gegriffen hat, war der Teufel: als Allah ihm befahl, sich vor Adam,a.s., niederzuwerfen, verweigerte der Teufel das mit der Begründung, er sei aus reinem Feuer erschaffen und der Mensch aus Erde. Somit sei er dem Menschen überlegen.“

Ein weiteres Beispiel:

Der Imam, a,s, sagte: „Ya Abu Hanifa, was ist in deinen Augen die größere Sünde: einen Menschen zu Unrecht zu töten, oder Unzucht zu betreiben?“

Ich (Abu Hanifa) antwortete dem Imam, a.s.: „Jemanden zu Unrecht töten“

Der Imam antwortete: „Warum verlangt dann Allah für den Beweis des Mordes zwei Zeugen, für den Beweis der Unzucht vier Zeugen? Ist es somit möglich, diese beiden Taten miteinander zu vergleichen?“

Ich verneinte. Weiter:

Der Imam,a.s., fragte: „Was ist unreiner, Urin oder Sperma?“

Ich antwortete: „Urin“

Der Imam daraufhin: „Warum befiehlt Allah dann, dass wir bei Beschmutzung mit Urin Wudhu (die Teilwaschung) machen müssen und bei der Beschmutzung mit Sperma Ghusl (die Vollkörperreinigung“? Kann man die beiden miteinander vergleichen?“

Ich sagte: „Nein“

Der Imam fragte: „Ist das rituelle Gebet wichtiger, oder das Fasten?“

Ich anwortete: „Das rituelle Gebet“

Der Imam darauf: „Warum ist es dann für die Frau die ihre Periode hat, Pflicht die nicht gefasteten Tage nachzuholen, aber nicht das rituelle Gebet? Besteht die Möglichkeit,diese beiden Dinge miteinander zu vergleichen?“

Ich sagte „Nein“

Imam Sadiq, a.s. fragte: „Ist die Frau (was die körperliche Kraft angeht) schwächer, oder der Mann?“

Ich antwortete: „Die Frau ist schwächer“

Imam Sadiq, a.s.: „Warum hat Gott dann beim Erbe dem Mann zwei Teile zugesprochen und der Frau einen Teil? Kann man diese Dinge miteinander vergleichen?“

Ich antwortete: „Nein, das kann man nicht“

Imam Sadiq, a.s.: „Warum befiehlt Gott, dass man jemandem der 10 Dirham gestohlen hat, die Hand abzuhacken, während jemand der einem anderen die Hand abtrennt, 500000 Dirham Entschädigung zu zahlen hat?* Kann man einen Vergleich aus diesem Beschluss ziehen?“

Ich sagte: „Nein“

Imam Sadiq, a.s. sprach: “ Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei der Deutung des koranischen Verses: Am Tag der Auferstehung werdet ihr über die Gaben Gottes befragt werden, diesen so ausgelegt hast, dass die Gaben Gottes die guten, süßen Speisen und das erfrischende kühle Wasser, das man an einem heißen Tag trinkt, gemeint seien?“

Ich antwortete: „ja, das habe ich so gedeutet und geschrieben“

Imam Sadiq, a.s.: „Wenn dich ein Mann einlädt, dir gute Speisen und Getränke gibt, aber nachher Dankbarkeit von dir verlangt – was würdest du von ihm denken?“

Ich sagte: „dass er ein geiziger Mann ist“

Imam Sadiq, a.s.: „nun: ist Gott geizig, weil er uns am Tag der Auferstehung nach den guten Gaben fragt, die er uns gewährt hat?“

Ich fragte Imam Sadiq, a.s.: „Was ist denn mit den Gaben Gottes gemeint?“

Der Imam, a.s., sagte: “ damit ist die Liebe und das Verhältnis zu uns, den Ahl-u-bait, gemeint“

(*Diese Bestrafung ist von mehreren schwerwiegenden Bedingungen abhängig und darf nicht ohne ordentliche Gerichtsverhandlung verhängt werden. Viele Rechtsgelehrte der heutigen Zeit lehnen auch solche Körperstrafen heutzutage ab.)

Dieses Beispiel sollte auch für die vielen, meistens jungen, Geschwister ein Zeichen sein, die der Meinung sind, selber aus dem Koran Schlußfolgerungen für wichtige Lebensentscheidungen treffen zu können. Mich erschreckt das: meistens noch nicht einmal des Arabischen kundig, geschweige denn wirklich islamisch gebildet, erlassen sie sich ihre eigenen Fatwas (islamische Rechtsurteile) und begründen das auch noch damit, dass der Koran an unsere Vernunft appelliert. Inschallah (so Gott will) ist das obige Beispiel ein Zeichen dafür, wieviel Wissen für die Fähigkeit zum Idschtihad (selbständige islamische Rechtsfindung) notwendig ist und warum Ali und Fatima Normalmuslim diese Kompetenz nicht besitzen. Vernünftig ist in diesem Fall, sich vertrauenswürdige Personen zu suchen, deren Urteilen man folgt. Unvernünftig ist es, sich da auf seine eigene Auslegung des Korans zu verlassen und sich daraufhin etwas zu erlauben, oder zu verbieten.

Frisch konvertiert, habe ich das auch anders gesehen, damals war ich aber noch viel unwissender als jetzt – jetzt weiß ich immerhin, dass ich nichts weiß – während ich mich anfangs voll Begeisterung auf meine Koranübersetzungen gestürzt habe und genauso verglichen habe. Da bin ich inzwischen sehr viel demütiger und ich finde auch, dass ich mehr Freiraum für wirklich wichtige Dinge im Glauben habe, wenn ich bei religiösen Urteilen auf meinen Marja (Vorbild der Nachahmung) vertraue. Shiiten sind dazu verpflichtet, sich einen Marja zu wählen, den den sie für den am meisten Wissenden halten. Man kann dann in seinem religiösen Regelwerk (Risala) nachschlagen, oder auch sein Büro mit einer Frage anschreiben, wenn man keine Antwort findet. D.h., dass man einem lebenden Gelehrten folgen muss – es sei denn, der eigene Marja verstirbt, dann darf man anhand seiner Risala im weiter folgen. Man kann sich dann aber auch einen neuen wählen.

Ich plädiere hier keineswegs dafür, nicht im Koran zu lesen, im Gegenteil. Jedes mal wenn ich mich wieder dem Koran widme, verstehe ich ein bisschen mehr und lerne aus den Geschichten über die Propheten,a.s., die Völker und die Schöpfung. Koran lesen ist wichtig um den Islam ins Herz zu lassen. Nur gehe ich nicht hin und fälle Gerichtsurteile aus dem, was darin steht.

Heute jedenfalls fürchte ich für die Geschwister die so vergnügt ihre eigenen Fatwas erlassen, dass sie sich damit in Gefahr begeben. Abu Hanifa hat übrigens weiterhin den Analogieschluß angewendet, warum auch immer.

Die Zeit die ich nicht damit verplempere, mir laienhaft meine eigene Koranauslegung zu basteln, kann ich viel besser nutzen um in meinem Herzen die Verbindung zu Gott zu verbessern. Imam Dschafar al-Sadiq,a.s., gibt auch dazu Anleitungen:

„Jedem Muslim der uns kennt, obliegt die Pflicht, seine Handlungen an jedem Tag und in jeder Nacht seiner Seele vorzuhalten und seine Seele zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn er dann eine gute Tat sieht, macht er mehr davon. Wenn er aber eine schlechte Tat sieht, bittet er um Vergebung, damit er am Tag der Auferstehung nicht erfolglos wird“ Quelle

Von Imam Sadiq, a.s., sind auch sehr viele Aussagen zum Umgang mit den Mitmenschen überliefert, mit deren Befolgung die menschliche Gemeinschaft es viel besser hätte. Und weil ich sehr fehlerhaft bin, schließe ich mit einer weiteren Überlieferung:

„Der liebste zu mir unter meinen Brüdern, ist derjenige, der mich auf meine Fehler hinweist“


Zur Biographie von Imam Dschafar Sadiq, a.s.

Ruhe in Frieden Viktor von Bülow

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Bismillah

Vermutlich gehöre ich zu einer aussterbenden Generation, die sich von Loriot so gut beobachtet fühlte, dass ich mich kringelig lachen kann. Außerdem sind die ganzen alten Sketche in Bremen gedreht, meiner Heimatstadt. Die Suche nach der Ssteinlaus auf dem Bremer Marktplatz, unvergessen. Danke Loriot und möge die Erde über Dir leicht sein.

Shoppismus als Religion

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Bismillah

Ich gebe zu, dass ich wenig gebloggt habe in den letzten Wochen – bei uns war einfach zu viel los, Besuche, Krankenhausaufenthalt, Mini-Job haben viel Zeit in Anspruch genommen. Leider kann ich auch nicht wirklich versprechen, dass sich das ganz bald ändert, aber diesen Artikel will ich schon länger schreiben, kam aber nicht dazu.

Der Artikel im „Spiegel“ auf den ich mich beziehe, ist dann auch nicht mehr ganz aktuell und beschreibt u.a. das „Weihnachtsshopping“ Aber die grundsätzlichen Erkenntniss sind nicht zeitabhängig. Also es geht um die Rolle, die der Konsum heutzutage einnimmt und was die Hirnforschung dazu herausgefunden hat. In der Ausgabe vom 13.12.2010 – gefunden beim Warten in einer Krankenhausambulanz – da sitzt man ja immer Stunden:

Weltreligion Shoppen

Von Müller, Martin U. und Tuma, Thomas

Der private Konsum wächst weltweit und soll aus der Krise helfen. Umso akribischer wird nach den letzten Geheimnissen der Kaufentscheidungen gefahndet. Wo im Kopf ist der Das-will-ich-Knopf? Dort, wo auch der Glaube zu Hause ist.

N.N.  ist anspruchslos, wenn es um die Suche nach ihrem persönlichen Glück geht. Man muss ihr kein ewiges Leben versprechen oder göttliche Erleuchtung. Ein paar neue Pumps reichen völlig.

„Bei einem Superschnäppchen hält mein Seligkeitszustand drei Tage an“, sagt sie. N.N. ist 27 Jahre alt, Juristin und zu klug, um bei der Frage nach ihren Hobbys Ausflüchte zu stammeln von wegen Lesen und Joggen. Sie nutzt ihre Freizeit auch zum Shoppen.

Gerade kommt sie aus Stockholm, wo sie noch am Flughafen zu Dior-Kosmetik griff, obwohl sie sich nur selten schminkt: „Irgendwas musste ich ja kaufen. Die Bücher waren alle auf Schwedisch.“ Davor war sie dieses Jahr schon in Bangalore, New York und Rom. Nicht nur der Sehenswürdigkeiten wegen, „sondern weil das Preis-Leistungs-Verhältnis im Ausland gefühlt besser ist“.

N.N. mag mit ihrer Passion extrem sein. Allein ist sie damit nicht. Shoppen ist die liebste Freizeitbeschäftigung von Abermillionen geworden, mehr noch: Shoppen ist allgegenwärtige Metaphysik auf Kleiderstangen, Gott in Einkaufstüten. ( weiter bei: “ Der Spiegel“ http://www.   spiegel.de/spiegel/print/d-75638315.html)

Der Artikel beschreibt dazu noch die Erkenntnisse der Neurologie in diesem Zusammenhang und stellt fest, dass der Konsum verschiedene Hirnareale beeinflusst (Grafiken) in denen Gefühlsbereiche wie soziales Prestige, Sammelleidenschaft, Abwehr von Ängsten und geheime Wünsche berührt werden.

Das Ausmaß des persönlichen Wohlstands spielt nachdem die Grundbedürfnisse befriedigt sind, keine Rolle mehr – nur die Preisklasse der Waren unterscheidet sich, der Konsumwunsch ist milieuübergreifend und international. Das muss auch so sein, denn ohne Konsumenten bricht das kapitalistische System weg – so motivieren Politiker zum Einkaufen, sei es in den USA, in Deutschland oder in China.

Warum ist es aber so leicht, uns zu verführen? Der Kapitalismus macht sich zunutze, was die Hirnforscher herausgefunden haben: erfolgreiche Produkte befeuern die Hirnareale, dich auch für religiöse Gefühle zuständig sind.

Der Spiegel dazu:

Der dänische Markenberater Martin Lindstrom hat Interviews mit Vertretern aller großen Weltreligionen geführt. Er wollte von ihnen wissen, auf welchen Säulen ihr jeweiliges Glaubensbekenntnis ruht – und identifizierte am Ende rund zehn allgemeingültige Grundpfeiler. Dazu zählen: Symbole, Geheimnisse, eine Vision, tradierte Geschichten, durchaus auch klar umrissene Gegner und Rituale, aber auch die Kultivierung einer eingeschworenen Gemeinschaft.

Es sind Punkte, „die dem Kern einer Konsummarke extrem ähnlich sind“, sagt Lindstrom. Große Marken pflegen ihre Gründermythen wie ihre Geheimnisse. Man denke nur an das Ur-Rezept von Coca-Cola oder die Hinterhoffirmen-Gründerlegenden von Microsoft & Co. Ihre Symbole verheißen ganze Welten: die Muschel von Shell wie der Apfel von Apple oder Googles bunte Buchstaben. Der Flagship-Store von Prada in New York ist weniger Geschäft als Sakralbau, der Mode zudem wie Reliquien präsentiert.

Und je stärker eine Marke, umso intensiver aktiviert sie laut Lindstrom dann im Kopf seiner Probanden auch jene Areale, die beim Anblick religiöser Bilder stimuliert wurden.

Konsum ist fast schon eine Weltreligion geworden. Der – man kann sagen – „Shoppismus“ liefert für jeden Geschmack und jeden Lebensentwurf die adäquaten Altäre und Heiligtümer. Er eint, er verspricht schnelle und schlichte Belohnungen. Und letztlich schafft er sogar Identität: Bin ich Mercedes oder BMW, Aldi oder Lidl, Gucci oder Prada, Puma oder Adidas, Tchibo oder Starbucks, Zegna oder Hugo Boss?

Nicht, dass wir es nicht schon geahnt hätten – aber ist es nicht erschreckend, wie leicht wir zu beeinflussen sind? Der Marketing-Profi Lindstrom der die Gehirne von 2000 Probanden aus 5 Ländern untersuchen ließ, fand dabei viel Interessantes heraus – u.a. dass die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln bei Rauchern sofort das Bedürfnis nach einer Zigarette auslösen – und predigt jetzt weltweit die Lehre von der perfekten Manipulation.

Ganz schlimm finde ich, dass Kinder schon ganz früh mit Werbung attackiert werden – manche Kinderserie im TV ist ja im Grunde nichts als Werbung für Spielzeug. So ist der Markenwahn schon bei den Jüngsten ganz ausgeprägt und denen kann man nicht mit Vernunft kommen. Das Fazit dass der Spiege-Artikel zieht, ist dann aber nicht so negativ: auch Dinge schaffen eine Ordnung und ein Beziehungssystem, so dass damit Ur-Bedürfnisse befriedigt werden, die von Menschen oder Religion nicht mehr ausgefüllt sind.

Mir fällt dazu natürlich anderes ein: einmal, dass die Atheisten bei solchen Forschungsergebnissen natürlich freudig aufschreien, „siehste Gott ist also auch nur eine Gehirnreizung“ – für Gläubige die allerdings sicher wissen, dass es einen allmächtigen Gott gibt, stellen sich andere Fragen: was ist da am Werk, das uns vorgaukelt, dass Konsum uns erfüllt? Das unsere Zeit raubt, das uns hochmütig macht ( „wie billig die doch angezogen ist“), das Neid auslöst, das Kriege fördert (irgendwoher müssen die Rohstoffe ja kommen), das uns gleichgültig gegenüber unseren Mitmenschen macht und von dem wir nicht merken, wie es uns mit seinem vorgetäuschtem Wert die wirklichen Werte vergessen lässt?

Gläubige Menschen, die sich damit beschäftigen, werden wissen, welche Kraft da Einfluss nimmt und was der Zweck ist: uns von dem Wichtigsten abzulenken, dem Grund aus dem wir auf der Welt sind: um uns so weit wie möglich zu entwickeln um Gott näher zu kommen, um unsere schlechten Eigenschaften abzulegen, um unsere Mitmenschen zu lieben und Mitgefühl zu haben, um unsere Kinder zu starken Charakteren zu erziehen, um unsere Abhängigkeit von Gott zu sehen und anzuerkennen – eine gute Abhängigkeit, denn wir bekommen alles was wir haben von IHM  zur Verfügung gestellt – und uns von jeder anderen Abhängigkeit zu befreien.

Das ist aber keine Entschuldigung dafür, den Dingen anzuhängen – egal wie gerne wir ein Ding haben: macht es uns auf Dauer glücklich? Wird es uns für immer erhalten bleiben? Werden wir es in unser nächstes Leben mitnehmen können? Die Propheten, Friede sei mit ihnen, haben uns nicht beigebracht, irdische Güter zu erwerben  – ist es nicht eher eine Eigenheit der nicht monotheistischen Religionen, Verstorbenen persönliche Dinge mitzugeben (so wie im alten Ägypten) für das Leben nach dem Tod?

Dinge werden uns da nicht nützen – wohl aber die guten Taten, die wir begangen haben. Ebenso wie unsere schlechten Taten von Nachteil für uns sein werden. Und die Seligkeit wird länger als die nach einem Schuhkauf anhalten.

Gläubige Menschen müssen nicht asketisch leben. Natürlich darf man sich an schönen Dingen, gutem Essen und angenehmer Atmosphäre erfreuen – solange man weiß, welche Versuchung darin steckt. Wenn man in einen Kaufrausch verfällt, ist in jedem Fall das Gehirn – oder die Seele – aus den falschen Gründen entzückt. Und die notleidenden Mitmenschen darf man nicht vergessen. Im Islam ist man ja verpflichtet, von erwirtschafteten Überschüssen abzugeben als „Steuer“ – und man wird immer wieder aufgefordert, Bedürftigen zu helfen. Das ist im Christen- und Judentum wohl nicht anders.

Von einem wie eine Kathedrale gestalteten Einkaufszentrum soll man sich nicht abhalten lassen, zum Gottesdienst in die Moschee, Kirche oder Synagoge zu gehen. Immer im Bewußtsein, dass diese irdische Zeit nur begrenzt ist und dass uns als Belohnung für gute Taten mehr Glück erwartet, als wir auf der Erde je erleben können.

Imam Ali, a.s., der viele Predigten über das Diesseits und das Jenseits gehalten hat, sagt:

„Wenn du deine Religion deinem Diesseits unterordnest werden sowohl deine Religion als auch dein Diesseits der Vernichtung anheimfallen und im Jenseits wirst du unter den Verlierenden sein.Wenn du dein Diesseits deiner Religion unterordnest, hast du (damit) sowohl deine Religion als auch dein Diesseits errungen und im Jenseits wirst du unter den Gewinnern sein“ Quelle

Und ist es nicht so, dass man auch mehr Freude an den schönen irdischen Dingen hat, wenn man sie in Dankbarkeit von Gott annimmt und nicht einen Markenerfinder zu seinem Gott macht?

Und eine wunderschöne Überlieferung ist die von Jesus, a.s., die ich schon lange auf meiner Startseite stehen habe:

„Meine Diener sind meine beiden Hände und mein Lasttier sind meine beiden Füße, mein Bett ist die Erde und mein Kissen ist der Stein. Meine Wärme im Winter sind die Osten (Sonnenaufgänge) der Erde, und mein Licht in der Nacht ist der Mond, und mein Zusatz ist der Hunger und meine Losung ist die Furcht und meine Kleidung ist Wolle und meine Früchte und Kräuter sind, was die Erde für die Tiere und für das Vieh herausgebracht hat. Ich übernachte und besitze nichts und wache (morgens) auf und besitze nichts, und niemand auf der Erde ist reicher als ich“

„Shoppismus“ kann man also wohl getrost unter Götzenanbetung (Shirk) einsortieren. Und wenn das „Haben wollen“ zu mächtig wird, dann sollten unsere Alarmglocken heftig läuten. Freiheit und Konsumrausch gehen nicht zusammen.