NAM-Gipfel in den Medien -2-

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Bismillahir rahmanir rahim

1. Teil hier: https://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/2012/08/31/mit-der-zweiten-sieht-man-besser-nam-gipfel-in-den-medien/

Noch ein kleines Leckerli aus dem mainstream:

Einsam unter 120 Gästen

so sieht der „Spiegel“ Iran als Gastgeber auf dem NAM-Gipfel:

Nur der geächtete Diktator Mugabe sprang den Gastgebern bei: Beim Gipfel der Blockfreien wollte sich Iran als anerkannte Regionalmacht profilieren – und ist gründlich gescheitert. Ausgerechnet Ägyptens Präsident sorgte für einen Eklat, und nach dem IAEA-Bericht zum Atomprogramm ist Teheran so isoliert wie nie. http://tinyurl.com/9a3txx6

Das ist gelinde gesagt Unsinn. Der geschickt zum Zeitpunkt des Gipfels lancierte, offiziell noch vertrauliche,  IAEA-Bericht sagt einmal mehr gar nichts aus. Aber auch die angebliche Isolation Teherans ist ein Märchen, wie ich nur wiederholen kann. Schauen wir mal, was in der Abschlusserklärung steht (ich hab sie leider nicht in voller Länge gefunden):

The final communique expressed support for Iran’s nuclear energy program, rejected the United States‘ unilateral sanctions against the Islamic Republic, and called for greater efforts to support the Palestinian cause.The need to combat Islamophobia and racism throughout the world as well as global nuclear disarmament were some of the other key issues mentioned in the document.In the final statement, the NAM states also condemned all forms of terrorism, including state-sponsored terrorism, declared that the structure of the United Nations should be revised, and said every country has the right to have a peaceful nuclear energy program.In addition, the NAM states said that any attack on the nuclear facilities of any country would be a serious threat to humanity and the environment and would be a violation of international law, the UN Charter, and the International Atomic Energy Agency Statute.

http://www.payvand.com/news/12/sep/1004.html

Das ist es doch, was die Iraner schon immer sagen, bzw. fordern. Ebenso wie: „Atomenergie für alle, Atomwaffen für niemanden“:

And non-proliferation of nuclear weapons, opposition to unilateralism, and the right to peaceful use of nuclear energy were among the issues that had been emphasized in the draft document. http://tinyurl.com/8o3xuk4

„Non proliferation“ von Atomwaffen, wie es der Atomwaffensperrvertrag vorschreibt, der die Staaten die bereits Atomwaffen besitzen zur Abrüstung verpflichtet – einer Verpflichtung der sie in den über 30 Jahren Bestehen des Vertrages nicht nachgekommen sind.

Noch Auszüge aus einem Interview mit Rahman Mehmanparast, Sprecher des iranischen Außenministeriums zum Treffen und zur Abschlusserklärung:

…the document comprised 700 paragraphs and it addressed regional and international issues and also topics related to development and human rights and it was an effective document addressing issues related to the current developments in the world…

…We also held the Palestine committee and there were two separate documents, it addressed issues related to Palestine and also the political prisoners of Palestine that are held captive by the Zionist regime and these were the valuable points addressed by the documents based on an agreement by all the members and also I can refer to the action plan and also the Tehran declaration that includes valuable points in relation with the Summit covering a variety of subjects; also referring to Iran’s peaceful nuclear program and also opposing the unilateral sanctions and also it addressed the international reforms and also the question of Palestine and so on….http://tinyurl.com/8qmrj2h

Zu den Äußerungen des ägyptischen Präsidenten Mursi vor dem Plenum äußert Mehmanparast sich diplomatisch über die unterschiedlichen Meinungen, die die NAM-Staaten haben können und verweist auf Vier-Augen-Gespräche, die Mursi mit Ahmadinejad gehabt hat. Dass die Stimmung so schlecht nicht ist, wie unsere Medien behaupten, zeigt sich auch an der „Troika“ die gebildet wurde, um an der Syrien-Problematik zu arbeiten:

Vizeaußenminister Abdolahian wies auf die Unterstützung Irans von politischen und friedliche n Lösungswegen für Syrien hin und sagte: Es wurden bei der NAM-Sitzung wichtige Maßnahmen ergriffen, dazu gehört die Einberufung einer Freundesgruppe des NAM-Vorsitzenden oder einer NAM-Troika, die aus Vertretern Irans, Ägyptens und Venezuelas besteht und die sich mit der Syrien-Krise befasst.http://tinyurl.com/9ufq9r5

Zu den abschließenden Gesprächen zwischen Ahmadinejad und Mursi liest man Folgendes:

Des Weiteren betonte der iranische Staatspräsident ein weiteres Mal, dass die Länder der Region selbst ihre Probleme lösen sollten und maß dem Iran und Ägypten bei der Bewältigung der Krise in der Region eine große Bedeutung bei. Bezüglich der Entwicklung in Syrien gab er bekannt, das Blutvergießen müsse beendet werden und es müsse nach dem Willen des syrischen Volkes geherrscht werden. Falls man jedoch diese Ziele mittels Intervention erreichen wolle, werde es keiner akzeptieren.
Der ägyptische Präsident, Mohammad Mursi, bedankte sich bei der IR Iran wegen ihrer Gastfreundschaft und der gelungenen Veranstaltung des 16. Gipfeltreffens in Teheran: „Die Beziehungen beider Länder, Ägypten und dem Iran, würden auf gegenseitige Freundschaft und Brüderlichkeit basieren“, so Mursi. Die Beziehungen der islamischen Länder seien strategischer Art: „Der wahre Erfolg der Länder der Region hänge davon ab, inwieweit sie ein gemeinsames Konzept unter Berücksichtigung der Gegebenheiten und basierend auf allseitigen Verhältnissen entwerfen und sich danach richten können“, so Mursi.http://tinyurl.com/9gymhm2

Fazit:  die NAM Konferenz hat Iran alles andere als isoliert, die Teilnehmer haben im Gegenteil Iran den Rücken gestärkt, was sein Atomprogramm und seine Haltung zu Palästina angeht. Meinungsunterschiede was Syrien angeht sind vorhanden, aber behindern keine konstruktive Zusammenarbeit. Die NAM befürworten wie Iran einen Umbau der UN und mehr Rechte für die Mehrheit der Staaten, sie sind gegen die Dominanz der USA .

Was den neuen IAEA Bericht angeht, der angeblich Irans Isolation noch verstärkt hat: es steht mal wieder nichts Neues drin. Aber zur Erhellung des Themas „Parchin“ hier Ausführungen eines ehemaligen IAEA Inspekteurs Robert Kelley (der Artikel ist eine Antwort auf einen Bericht der „Süddeutschen“):

Nun wurde der Agentur Material zugespielt, das eine angebliche Sprengkammer in Parchin beschreibt. Dieser Behälter soll nach Angaben der IAEA bis zu 70 kg Sprengstoff beinhalten können. Der ehemalige IAEA-Inspektor Robert Kelley macht darauf aufmerksam, dass in anderen Staaten weltweit Behälter genutzt werden, die bis zu 10 kg Sprengstoff beinhalten können. Demnach sind die angegebenen 70 kg entweder eine Fehleinschätzung, oder der Behälter in Parchin wäre einer der größten Behälter der Welt. Es stellt sich die Frage, ob das Regime im Falle einer Abweichung vom Nuklearprogramm nicht eine weniger auffällige Methode für die Entwicklung atomarer Waffen in Erwägung ziehen würde.

Satellitenbilder sollen nahe gelegt haben, dass es sich bei dem Gebäude in Parchin um eine Sprengkammer handelt, wenn auch, wie Kelley es erwähnte, die frühesten Satellitenbilder lediglich ein fertig gebautes Gebäude zeigen. Als Quelle werden von Krüger außerdem westliche Geheimdienste angegeben, die der IAEA Material  zukommen ließen. Viele Kritiker werden schnell stutzig, da es sich hierbei um dieselbe Quelle handelt, die ehemals verlauten ließ, dass der Irak an einem Atomwaffenprogramm arbeiten würde. Dies hielt man damals für klar ersichtlich, weil das Land spezielle Aluminiumröhren geliefert bekommen hat. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass diese Aluminiumröhren für die Verwendung in einem Atomprogramm unbrauchbar waren.

Ähnlich unbrauchbar erscheint die „Sprengkammer“ in Parchin, um einen Test zur Entwicklung von Atomwaffen durchzuführen. So erklärt Kelley, dass die meisten Tests bei der Entwicklung von Atomwaffen aus technischen Gründen auf offenem Gelände durchgeführt wurden. Auch für Iran hätte eine solche Sprengkammer kaum einen Nutzen: Die Kammer sei viel zu klein, um sprengstoffsichere Tests in relevantem Ausmaße durchzuführen und gleichzeitig zu groß für kleinere Tests, die für Recherchezwecke gedacht sind. Kleinere Tests könnten mit viel weniger Aufwand überall im Land durchgeführt und die Spuren viel leichter verwischt werden. Aufgrund der Beschaffenheit des Raumes sei es zudem unmöglich, die hierfür wissenschaftlich relevante Methodik anzuwenden, so Kelley.

Der Atomexperte listet drei Szenarien auf, wie ein Test zur Entwicklung  von Atomwaffen in der angeblichen Sprengkammer durchgeführt werden kann und schließt durch seine darauf bezogenen Argumentation die Möglichkeit der Nutzung des Gebäudes zum Test für die Entwicklung von Atomwaffen aus.

Der ehemalige IAEA-Inspektor illustrierte ebenfalls, dass selbst das Auffinden von Uranpartikel kein ausreichendes Kriterium dafür sein muss, ob ein Test für die Entwicklung von Atomwaffen angestrebt wird. Wie schnell Uranpartikel potentiell überall gefunden werden können, zeigt sich in dem von Kelley erwähntem Beispiel im Irak im Jahre 1991, als dem Land vorgeworfen wurde, Uran auf 93,5% anzureichern. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das nachgewiesene Uran von einem Inspektor stammt, der zuvor in einem US-Nuklearlabor gearbeitet hat. Darüber hinaus stellt Kelley fest, dass Uranspuren immer nachzuweisen sind, so dass etwaige Besorgnisse über angebliche Versuche Irans solche Spuren zu beseitigen – wie Krüger in seinem Artikel darauf hinweist – ins Leere laufen.

der ganze Artikel hier: http://irananders.de/home/news/article/falscher-verdacht-militaerkomplex-parchin-im-visier.html

Kelleys Artikel im englischen Original: http://www.sipri.org/media/expert-comments/the-iaea-and-parchin-do-the-claims-add-up

Jetzt muss man nicht glauben, dass die hochrangigen Vertreter der NAM-Staaten auf westliche Propaganda gegen Iran so leicht hereinfallen wie der durchschnittliche westliche Medienkonsument. Im Rest der Welt liest man nämlich eher mal kritische Stimmen. Also ging auch dieser Versuch, die Konferenz gegen Iran aufzubringen daneben, wie man am Abschlussdokument sehen kann.

Die Propaganda zur Kriegsvorbereitung gegen Iran läuft weiterhin auf Hochtouren. Aber immerhin die Hälfte der Welt schaut genauer hin als wir.

 

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