PKK Terror in der Türkei wird immer schlimmer

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Bismillah

Seit einigen Wochen schon, aber besonders seit dem letzten Wochenende mit 11 bei einem Anschlag der PKK getöteten Soldaten – ich weiß jetzt gar nicht wieviel Tote es dann wirklich gewesen sind, da es ja auch lebensgefährlich Verletzte gab. Heute gab es dann 4 Tote bei einem Anschlag auf einen Bus bei Istanbul – in dem fuhren wie jeden Tag sowohl Gendarmerieangehörige, als auch Schulkinder mit. Drei Offiziere und eine Schülerin wurden umgebracht – auch dazu hat sich die PKK bekannt.

In deutschen Medien wird das Thema nicht besonders beachtet, obwohl auch der deutsche Verfassungsschutz zunehmende Aktivitäten PKKnaher Organisationen beobachtet. Die PKK konnte ja lange ungehindert in der EU tätig sein, bis hier mal der Groschen gefallen ist, dass es sich um eine Terrororganisation handelt. In Dänemark wird immer noch der Roj-Sender betrieben.

Im Frühling hat es immer vermehrt Kämpfe an der Türkisch-Irakischen Grenze gegeben, schon durch das Wetter bedingt. Aber in diesem Jahr scheint es besonders zu eskalieren. Die Meinungsäußerungen in den Medien gehen dann auch vollständig in die Richtung einer „harten Hand“ und Abkehr vom Demokratisierungsprozeß. Aus allen Richtungen, sowohl der rechten, nationalistischen, als auch von den „Sozialdemokraten“. Voran natürlich das Militär, das Morgenluft wittert, nachdem es weitgehend entmachtet wurde von der AKP-Regierung.

Ich behaupte nicht, alle Verwicklungen zu durchschauen, aber es fällt mir doch auf, dass

  • gerade jetzt einige Militärangehörige aus der Untersuchungshaft entlassen wurden, in der sie wegen ihrer Verwicklung in Putschpläne gesessen hatten.
  • Und dabei kam es zu einigen sonderbaren Problemen wegen der Zuständigkeit der für die Entlassung verantwortlichen Gerichte, sprich: die Gerichte waren gar nicht zuständig für die Fälle
  • auch eigenartig: die Gerichtsbarkeit der Türkei ist gar nicht erfreut über die geplante Verfassungsreform, genausowenig wie die militärische Obrigkeit, denn die Reform würde eine Strafverfolgung von Militärangehörigen auch vor zivilen Gerichten ermöglichen und insgesamt eine größere Transparenz der Gerichtsbarkeit bringen
  • das passt womöglich den Angehörigen der Justiz nicht in den Kram, die kürzlich durch Abhörprotokolle entlarvt wurden, wie sie untereinander Freilassungen abgesprochen hatten -und so landen wir wieder beim ersten Punkt!

Es gibt also eine gemeinsame Interessenlage für die rechtsgerichteten Militärs, wie auch für die „links“orientierte Justiz. Das „links“ kann man dabei wirklich nur in Gänsefüßchen setzen, von Interessenvertretung für das Volk kann wohl kaum die Rede sein.

Inzwischen wissen wir, dass das Militär in der Vergangenheit PKK-Angriffe provoziert oder gar vorgetäuscht hat, um Vorwände zum harten Durchgreifen zu haben. Will nicht behaupten, dass dazu jetzt noch die Möglichkeit besteht, nachdem so viele Verschwörungen aufgeflogen sind – aber diese Terrorwelle kommt doch irgendwie passend. Sie bietet Argumentationsstoff gegen die Entmachtung des Militärs, wie auch gegen die Demokratisierung und die Kontrolle der Gerichtsbarkeit. Ja und dann sind da noch die USA, die angeblich Verbündete der TR sind, aber kurdische Terroristen sowohl gegen die TR als auch gegen den Iran unterstützen. Und gegen der USA liebstes Kind, Israel, übt die Regierung der TR gerade heftige Kritik und Abgrenzungspolitik nach deren Morden an neun türkischen Staatsbürgern.

Ich kann mir also eine unheilige Allianz aller dieser Interessengruppen vorstellen.

Glücklicherweise gibt es auch Stimmen, die Ministerpräsident Erdogan ermutigen, ja auffordern, den Demokratisierungsprozeß fortzusetzen. Gerade auch kurdische Intellektuelle weisen darauf hin, dass Liberalisierungsbemühungen immer auch Gegenaktionen hervorgerufen haben. Umkehren wäre also fatal. Ich traue allerdings Erdogan und seiner Regierung zu, auf Kurs zu bleiben – inzwischen lässt sich auch das Volk nicht mehr für dumm verkaufen, dafür sind zu viele Schweinereien aufgeflogen.

Ganz persönlich mache ich mir natürlich Sorgen um die Sicherheit unserer Familie in der Türkei – schließlich leben wir(also mein Mann und ich momentan nur zeitweilig)  im sogenannten „Kurdistan“ (das es natürlich nicht gibt). Die Familie ist kurdisch-türkisch gemischt, wie die ganze Gegend und niemand will etwas anderes als türkischer Staatsbürger sein und trotzdem seine kurdische Sprache sprechen und kurdische Musik hören können. Was sie im Übrigen immer getan haben. Nichts anderes wollen sie, als weiterhin vom Aufschwung der TR und der verbesserten Lebensbedingungen profitieren, und die Entwicklung der letzten 10 Jahre ist gewaltig. Und es sollen nicht noch mehr von unsren jungen (kurdischen) Familienangehörigen von PKK-Terroristen verletzt werden, wie es in den letzten Jahren mehrfach geschehen ist (beim Militärdienst).

Und noch ganz persönlich: es ärgert mich, dass es in Deutschland immer noch Leute gibt – anscheinend bevorzugt in der „linken“ Szene – die vertreten, dass die PKK eine Befreiungsorganisation wäre. Und das  nach all dem was wir seit Jahrzehnten an Schutzgelderpressungen, Drogenhandel, Terror und Mafiastrukturen erlebt haben. Der absolut überwiegende Teil der türkischen Kurden will weder mit der PKK etwas zu tun haben, noch einen eigenen Staat. Wie andere ethnische Gruppen in der TR wollen sie ihre Kultur pflegen dürfen und das ist ja glücklicherweise inzwischen auch unproblematisch.

Merken denn die „Linken“ nicht, dass sie sich da mit einer Gruppe gemein machen, die sich wiederum von den USA benutzen lässt, um Unfrieden zu stiften, wo es gerade passt?

Die kurdisch-türkischen Gebiete wurden lange Zeit vernachlässigt, jetzt wird die Infrastruktur ausgebaut, die Kultur darf gepflegt werden, es wird in die Bildung investiert – und hier regt man sich darüber auf, dass Kinder auf Grund der Antiterrorgesetze verhaftet werden? Ja, wer schickt denn seine Kinder vor um Gewalttaten auszuüben? Hat \“die Welt\“ ein Türkenproblem? Natürlich ist es keine Lösung, Kinder ins Gefängnis zu sperren – allerdings müßte man die Erziehungsfähigkeit der Eltern überprüfen und ggf. das Sorgerecht entziehen, falls diese nicht sowieso in den Knast gehören – und nicht ihre minderjährigen Kinder.

Hier noch mal eine erschreckende Aufstellung  der PKK-Attentate

ein etwas älterer Artikel zu den kriminellen Aktivitäten der PKK

hier ähnlich

Ein grausamer Mordfall, der schon vor über 10 Jahren die Bremer erschüttert hat – damals war ich auch noch Bremerin

und dann noch eigenartige Verwicklungen um eine Politikerin der LINKEN

Eine Antwort »

  1. Niemand gibt hier „den Kurden“ die Schuld, denn die meisten wollen von den Terroristen der PKK gar nichts wissen und ihre eigenen Söhne werden im Krieg verletzt. Die PKK ist eine Mafia- und Terrororganisation, die nur ihre eigenen kriminellen Interessen im Auge hat und sich im Übrigen auch noch benutzen lässt, von den USA und womöglich auch von dem ganzen Ergenekon-Verschwörerhaufen.

    Sie erpressen und bedrohen ihre eigenen Leute.

  2. Die Überschrift müsse so heißen
    türkischer terro gegen die kurden das sind die fakten
    nicht immer die Pkk schulde geben

    das wahr vor zwei jahren

  3. Sehr guter Beitrag Meryem,

    es gefällt mir zu sehen, wie Menschen beide Seiten der Medaille sehen. Du stellst dich nicht bedingungslos hinter die türkische Politik, und benennst auch Fehler dort. Allein für dieses Verhalten nannte man mich im Freundeskreis oftmals schon PKK Sympathisant, obwohl ich ihr größter Gegner bin.

    Ich werde demnäächst einen Artikel über das „Kurdenproblem“ schreiben und auf meinem Blog veröffentlichen.

    Dir wünsche ich noch viel Erfolg und mach weiter so!

    Selam

    • Selam,
      Danke für die Blumen – manchmal sieht man ja von außen mehr, das ist sicherlich auch andersrum so. Ich bin total glücklich, wie die TR sich entwickelt – schließlich wollen wir ja mal (wieder) dort leben. Aber mir ist schon klar, dass das momentan noch ein bisschen wackelt, inschallah sind die Zeiten der Putsche vorbei.

      Was das obige Thema angeht, hat mir mein Mann erzählt, dass die Soldaten der betroffenen Militärstation neulich, nicht über Ergebnisse von Aufklärungsflügen (mit Drohnen) informiert waren. So waren sie nicht vorbereitet auf den Angriff, obwohl es Material dazu gab. Das ist wieder sehr dubios.

      Na, wir sehen uns inschallah, Grüße von Meryem

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