Die Evangelien

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Meine katholische Erziehung ist viele Jahre her und da ich damals noch ein Kind war, haben mich die Quellen der Bibel nicht interessiert. Erst viel später wurde wieder interessant für mich, ob die Evangelien von Menschen geschrieben wurden, die Jesus, Friede sei mit ihm, persönlich gekannt haben. Darüber habe ich dann unterschiedliche Meinungen gehört, von „die Evangelien sind unverfälschte Berichte von Jesu Leben und von Gott vor Veränderung geschützt“ (so Jehovas Zeugen), bis hin zu „keiner der Evangelisten hat Jesus gekannt“

Eine Antwort dazu habe ich nicht gefunden, jedenfalls nicht, was die wirklichen Persönlichkeiten der Evangelisten angeht.

Ansonsten gehen wir Muslime ja davon aus, dass es kein unverfälschtes Evangelium gibt. Deshalb wird ja auch im heiligen Koran noch einmal über das Leben und den Auftrag Jesu berichtet und dargelegt, dass er nicht als Sohn Gottes zu betrachten ist und auch nicht gekreuzigt wurde, da Gott das verhindert hat.

Als Beispiele unterschiedlicher christlicher Meinungen zum Thema, habe ich mal ein paar Texte kopiert, als erstes eine Zusammenstellung von Vorwörtern zu verschiedenen Bibelausgaben, von den Großkirchen herausgegeben:

Quelle: Einheitsübersetzung der Bibel, erschienen 1980,
Herausgegeben im Auftrag der katholischen Bischöfe
Deutschlands, Österreichs, der Schweiz,
des Bischofs von Luxemburg, des Bischofs von Lüttich,
des Bischofs von Bozen-Brixen

Für das Neue Testament und die Pslamen auch im Auftrag
Des Rates der EKD und der Deutschen Bibelgesellschaft
(Evangelisches Bibelwerk)

Aus dem Vorwort des Evangeliums nach Matthäus:


Das uns überlieferte Evanglium ist in griechischer Sprache abgefaßt, und es benutzt das griechisch geschriebene Markusevangelium als Vorlage. Es schöpft außerdem aus einer anderen griechischen Vorlage, die auch Lukas verwertet hat, einer heute verlorengegangenen Sammlung von Worten Jesu (sog. Logienquelle).

Das Evangelium setzt den Untergang Jerusalems (70 n.Chr.) voraus; es ist wohl um 80 n.Chr. verfasst worden, und zwar vermutlich in Syrien (eher als in Palästina). Seinem Inhalt ist zu entnehmen, dass es in einem Gebiet entstanden sein muss, in dem Christen und Juden zusammenlebten.
Als Verfasser nimmt man heute einen nicht näher bekannten judenchristlichen Lehrer an, der noch Schüler der Apostel war.

Aus dem Vorwort des Evangeliums nach Markus:

Das älteste, griechisch geschriebene Evangelium wird nach altkirchlicher Überlieferung Markus zugeschrieben. Damit ist gemeint Johannes Markus aus Jerusalem, Sohn einer Maria, in deren Haus sich die Urgemeinde in Jerusalem versammelte; er war ein Vetter des Barnabas, Mitarbeiter des Paulus und später auch des Petrus (Phlm 24; Kol 4,10; Apg 12,12; 13,5; 15,36-39; 1. Petr. 5,13.
Ebenfalls nach altkirchlicher Überlieferung schrieb er sein Evangelium in Rom.
Es steht in zeitlichem Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems und ist deshalb um 70 n.Chr. verfasst, und zwar für Heiden und Heidenchristen.

Der Anhang (16,9-20) wurde erst im 2. Jahrhundert von unbekannter Hand angefügt, vermutlich weil der jähe Schluß 16,8 nicht befriedigte.

Aus dem Vorwort des Evangeliums nach Lukas:

Die altkirchliche Überlieferung nennt als Verfasser des dritten Evangeliums und der Apostelgeschichte „Lukas, den geliebten Arzt“, der Heidenchrist war und mit Paulus in Verbindung stand. Lukas benutzt das Evangelium des Markus und schöpft aus der verlorengegangenen Logienquelle. Er blickt auf den Untergang Jerusalems zurück und erwartet die Wiederkunft Christi als nicht mehr unmittelbar bevorstehend (17,20f; 21,24; Apg 1,8).
Die Abfassung des Evangeliums fällt wohl in die Jahre 80-90.
Ob es in Kleinasien oder in Griechenland entstanden ist, läßt sich nicht sicher bestimmen.

Lukas will ein Schriftwerk für gebildete Heiden und Heidenchristen schaffen, wie das kunstvoll gestaltete Vorwort (1,1-4) zeigt.
Darin berichtet er, dass schon viele vor ihm die auf Augenzeugen zurückgehenden Überlieferungen über Jesus zusammengestellt hätten, er also verschiedene schriftliche Vorlagen hatte, und dass er allem genau nach gegangen sei, um die Verküdigung der Kirche historisch und theologisch als zuverlässig zu erweisen.
Lukas verdanken wir verschiedene wertvolle Überlieferungen, die sich in den anderen Evangelien nicht finden.

Aus dem Vorwort des Evangeliums nach Johannes:


Dieses Evangelium hat erst am Ausgang des 1. Jahrhunderts seine jetzige Gestalt gefunden. Träger und Gewährsmann der in ihm bezeugten Überlieferung ist der Apostel Johannes, Sohn des Zebedäus, Bruder des Jakobus.
Manche Anzeichen weisen darauf hin, dass dieses Evangelium einen längeren Entstehungsprozess durchlaufen hat.

Quelle: http://www.evangelium.de/li.0.html

Hier eine Zusammenfassung aus „Planet des Wissens“:


Die vier Evangelien

Das Wort „Evangelium“ kommt aus dem Griechischen (evangelion) und bedeutet „frohe Botschaft“. Die vier Evangelien sind die zentralen Texte des Neuen Testaments und gleichzeitig die Quellen, die über Jesus berichten. Sie erzählen uns von der Geburt Jesu, von seinem Wirken, seiner Kreuzigung und seiner Auferstehung.

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Die Evangelien erzählen vom Leben Jesu . .
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Vier Evangelisten und vier Evangelien
Jesus selbst hat seine Lebensgeschichte nicht aufgeschrieben. Er hat uns weder weitere Schriften hinterlassen noch gibt es überlieferte Augenzeugenberichte. Frühestens 30 Jahre nach dem Tode Jesu wurde mit der Niederschrift der Evangelien begonnen. Bis dahin hat man die Geschichte Jesu mündlich überliefert. Die Verfasser der vier Evangelien waren eigenständige Autoren, keiner von ihnen hat einen bereits bestehenden Text korrigiert oder ergänzt. Vier Mal wird die Heilsgeschichte des Christentums erzählt. Jeder der vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes hat einen eigenen Blickwinkel und erzählt auf seine Weise vom Leben Jesu auf Erden.

Das Matthäus-Evangelium
Das Matthäus-Evangelium steht an erster Stelle, da lange Zeit angenommen wurde, dass es das älteste Evangelium ist. Heute hat die neutestamentliche Forschung jedoch herausgefunden, dass das Markus-Evangelium noch vor dem Matthäus-Evangelium niedergeschrieben worden ist.

Das Matthäus-Evangelium entstand um das Jahr 80 nach Christus, Matthäus war möglicherweise ein uns nicht näher bekannter jüdisch-christlicher Lehrer, wahrscheinlich war er ein Schüler der Apostel. Das uns überlieferte Evangelium wurde auf Griechisch abgefasst und nutzte darüber hinaus das Markus-Evangelium als Vorlage. Es bediente sich auch eines weiteren Textes, von dem andere Evangelisten ebenfalls Kenntnis hatten. Quelle Q wird diese Vorlage der kanonischen Evangelien genannt, leider ist sie uns nicht erhalten geblieben.

Matthäus legt Wert auf die Interpretation der Gestalt Christi als Messias, den Erlöser Israels, der sich den Menschen in der Tradition der Prophezeiungen des Alten Testaments offenbart. Matthäus geht auf den Stammbaum Jesu ein, außerdem erzählt er dessen Kindheitsgeschichte.

Das Markus-Evangelium
Markus ist wahrscheinlich der erste Evangelist, der das Leben Jesu dokumentierte. Wie bei Matthäus geht die Forschung davon aus, dass das Markus-Evangelium etwa zu der Zeit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem entstand, also um 70 nach Christus niedergeschrieben wurde. Vermutlich entstammt Markus der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem und verfasste sein Buch in Rom.

Das Markus-Evangelium beginnt gleich mit dem Wirken Jesu, seine Geburt und Jugend überliefert Markus nicht. Im Zentrum des Evangeliums stehen die Erzählungen vom Tod und der Auferstehung Christi, ein Großteil der Schrift ist der Passion, dem Leiden Christi, gewidmet.

Das Lukas-Evangelium
Lukas war wahrscheinlich Arzt. Er trat mit dem Anspruch auf, einen Tatsachenbericht zu verfassen und die Geschichte Jesu wahrheitsgemäß wiederzugeben. Er wollte die Verkündigung der frohen Botschaft historisch und theologisch zuverlässig überliefern und berief sich auf Augenzeugen zurückgehender Überlieferungen. Auch Lukas hatte Kenntnis von der Quelle Q, auf die sich Markus und Matthäus ebenfalls stützten. Lukas kannte das Markus- und das Matthäus-Evangelium. Das konnte die Bibelforschung durch intensiven Vergleich der Quellen belegen. Aufgrund der vielen teils wörtlichen Gemeinsamkeiten spricht die Forschung bei den drei Evangelisten von den Synoptikern (Synopsis, griechisch: „Zusammenschau“).

Das Lukas-Evangelium datiert aus der Zeit 80 bis 90 nach Christus und ist vermutlich in Kleinasien, der heutigen Türkei, oder Griechenland entstanden. Er schildert in allen Einzelheiten die Geburt Jesu. Die Erzählung der Weihnachtsgeschichte, wie wir sie kennen, entnehmen wir dem Lukas-Evangelium.

Das Johannes-Evangelium
Das vierte und letzte Evangelium ist das Johannes-Evangelium, das etwa um 100 nach Christus entstand, vermutlich in Ephesus, der heutigen Türkei. Das Johannes-Evangelium unterscheidet sich ganz erheblich von den drei übrigen synoptischen Evangelien. Es wird auch das „pneumatische“ Evangelium, das Evangelium des Geistes genannt, weil es im Vergleich zu den anderen Schriften am häufigsten vom Heiligen Geist spricht. Tatsächlich fehlen in der Schrift viele der Ereignisse, die bei den Synoptikern zur Sprache kommen. Während bei Markus, Matthäus und Lukas die Erzählung abwechslungsreich und der Handlungsverlauf von Aktivität gekennzeichnet ist, wird das Johannes-Evangelium durch einen kontemplativen, meditativen Ton geprägt, in dem die Belehrungen und Reflexionen Jesu im Vordergrund stehen.
Das Johannes-Evangelium beginnt die Jesusgeschichte mit der Erzählung seiner Taufe. Wie schon Markus erwähnt auch Johannes die Geburt Jesu mit keinem Wort.

Weiterführende Links:

Dossier Christentum
Alles Wissenswerte zum Christentum finden Sie im großen Internet-Dossier von wdr.de.

>> http://www.wdr.de/themen/homepages/christentum.jhtml

(Cordula Weinzierl)

Quelle: http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,CD7E75D2D61E4185E030DB95FBC35698,,,,,,,,,,,,,,,.html

Hier schreibt ein Pfarrer, was er über den Evangelisten Markus weiß:


Die Überlieferung geht davon aus, daß Johannes-Markus (ein Begleiter des Paulus und Barnabas auf der 1.Missionsreise – Apg.13,5) sein Evangelium nach Berichten des Petrus aufschrieb. – Petrus nennt Markus seinen „Sohn“ (1.Petr.5,13). Maria, die Mutter von Markus, nahm Petrus nach seiner wunderbaren Befreiung in ihrem Haus auf (Apg.12,12).

So können wir sagen: Markus ist geistig gesehen das Zeugnis des Jüngers Petrus!

Die meisten Textforscher gehen davon aus, daß das Markusevangelium das älteste der vier Evangelienberichte ist. Es entstand wohl um das Jahr 70 n.Christus. Ob Markus Jesus persönlich gekannt hat, wissen wir nicht mit Sicherheit. Man geht allerdings davon aus, weil nur er allein eine kleine Begebenheit erzählt von dem jungen Mann, der bei der Gefangennahme Jesu nackt floh (Markus 14,51).

Markus hat somit als erster einen Gesamtbericht über Jesus geschrieben – eine literarische Form eingeführt, die unter dem Namen EVANGELIUM einmalig ist.
Sein Anliegen ist den Glauben auszubreiten, daß Jesus der Messias ist, der das Reich Gottes bringt. Damit ist klar der „Predigtcharakter“ der Evangelien hervorgehoben (so, wie es nachher Lukas in seiner Einleitung ja auch sagt).

Markus stellt eine Reihe von Taten Jesu in den Vordergrund – siehe Kap.1-5. Damit stellt er den „wirkenden Christus“ in den Mittelpunkt. Er schildert auch Jesus als Mann aus Nazareth als den „Menschen“: Jesus ißt und trinkt, er ist müde und er schläft, er wird zornig und hat Mitleid und kommt in Todesangst. Und Jesus stirbt am Kreuz „schreiend“.

Dieser Mensch Jesus von Nazareth stirbt am Kreuz und erwirkt das Heil für die Welt. Also: Das menschliche Schicksal Jesu ist dem Evangelisten Markus wichtig. Deshalb wird auch die PASSIONSGESCHICHTE(Leidensgeschichte) zum Zielpunkt des Evangeliums. Dagegen ist sein OSTERBERICHT sehr kurz (Kap.16,1-8).

Ob Markus damit wirklich sein Evangelium abgeschlossen hat, ist nicht sicher. Sicher soll jedoch sein, daß die Verse 9-20 später hinzugefügt wurden, etwa im 2.Jahrhundert. Damit hat man den Schluß des Markus-Evangelium dem Schluß der anderen angeglichen. Dabei ist nun zu beachten, daß gerade in diesem Schluß der TAUF- UND MISSIONSBEFEHL steht.
Ich selber bin nicht davon überzeugt, daß diese Annahme stimmt – und ich halte mich einfach an den KANON der alten Kirche, die diesen Schluß als zu Markus gehörig ansieht.
Markus berichtet von dem Bekenntnis des Petrus: „Du bist Christus (der Messias)!“

Quelle:
http://www.glauben-und-bekennen.de/bibel/markus.htm
(Homepage von Pfarrer Jakob Stehle)

Also bisher bleibt unklar, wie authentisch die Evangelien sein können. Mir geht es nicht darum, Christen zu kränken oder zweifeln zu lassen. Allerdings denke ich auch deswegen darüber nach, weil ja unsere Quellen, der heilige Quran und die Hadithe über das Leben Muhammeds, Friede und Segen sei mit ihm, von den Christen angezweifelt werden. Und das, obwohl ihre Entstehung zeitnah und von vielen Menschen dokumentiert wurde und jedenfalls der Quran seither unverfälscht überliefert wurde. Bei den Hadithen gibt es da sehr viel mehr Unsicherheiten, aber auch sie sind mitsamt der Überliefererkette aufgezeichnet.

Bei Karl-Josef Kuschel (s. meine Lektüre-Ecke) habe ich zum ersten Mal etwas über die „Logienquelle“ gelesen, mündliche Überlieferungen über das Leben Jesu. Ich verstehe das vergleichbar mit unseren Hadithen und anscheinend haben die Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas daraus geschöpft, während sich das Johannes-Evangelium davon unterscheidet. Hier findet man einen ausgiebigen Artikel dazu, der ist zu lang ihn hier einzustellen:


Ueber die Quellen der Evangelien/J.Sieger

Sehr lesenswert!

Die USA – überall auf der Welt uneigennützig engagiert – Teil 4 – immer noch auf der Suche nach dem „Warum?“

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Bismillah i rahmani rahim
„Die Vereinigten Staaten scheinen von der Vorsehung dazu bestimmt, der menschlichen Größe und dem menschlichen Glück eine Heimat zu geben. Das Resultat muss eine Nation sein, die einen bessernden Einfluss auf die ganze Menschheit ausübt.“
(George Washington)
Wie man sieht, hat der Anspruch  der Vereinigten Staaten die Welt mit ihrer Vorstellung einer idealen Welt zu beglücken,  Wurzeln in der frühesten Geschichte der USA. Anscheinend haben sie inzwischen aber das Glück ihrer eigenen Bevölkerung vergessen, wie wir schon gesehen haben.
Der Beginn  der amerikanischen Rolle als Weltpolizei liegen also lange zurück – erklärt ist das für mich damit noch nicht.  Beim Rumstöbern bin ich dann auf den Begriff  „Manifest Destiny“ gestoßen, auch Noam Chomsky hat den ja erwähnt. Aber was ist damit gemeint:

Der Begriff wurde zuerst 1845 durch den amerikanischen Journalisten John O’Sullivan benutzt, und zwar in einem Artikel, in dem es um die Annexion von Texas ging. O’Sullivan schrieb, es sei Amerikas „Manifest Destiny“, also seine offenkundige Bestimmung, sich über den Kontinent auszubreiten („to overspread the continent“). Dadurch, so der Journalist, würden die USA eine anerkannte politische und soziale Großmacht, die Wildnis würde verschwinden, die Zivilisation halte Einzug.

Tatsächlich war 1845 die Kolonisierung des Westens bereits in vollem Gange. O`Sullivans Stichwort wurde in der Öffentlichkeit als gute Zusammenfassung dessen empfunden, was bereits geschah. Zwar war Manifest Destiny nicht offizielle Regierungspolitik, aber die Idee wurde in den damaligen Medien propagiert und war sehr populär. Sie wurde zum festen Bestandteil amerikanischen politischen Denkens.

So stand sie zum Beispiel hinter dem Homestead Act (Heimstätten- Gesetz) von 1862, der die Kolonisation des Westens durch Landerwerb ermutigen sollte. Danach durfte jeder erwachsene amerikanische Bürger 160 acres Land im Westen kostenlos erwerben, falls er 5 Jahre lang darauf wohnte und es bebaute.

In denselben Zusammenhang gehören staatliche Landzuweisungen an die privaten Eisenbahngesellschaften von mehr als dem Gebietsumfang Frankreichs. Aus dem Verkauf des Landes entlang der Bahnlinien durch die Eisenbahngesellschaften finanzierten diese den Eisenbahnbau mit.

Zahlreiche Regierungskampagnen zeigten die Vorteile des Westens für künftige Siedler auf. Als Gold und wertvolle Rohstoffe entdeckt wurden, strömten weitere Menschenmassen nach Westen, auch sie im Glauben an Manifest Destiny.

Es bildete sich eine von Ost nach West wandernde Grenze, die sogenannte Frontier. Auf die Urban Frontier aus Kleinstädten folten nach Westen die Farming Frontier, die Cattle Rinder), Mining (Bergbau) und Lumbering (Holzfäller) Frontier sowie ganz im Westen die Trapper Frontier aus Fallenstellern, Pelzhändlern und Missionaren, die dann in das Indianerland überging.

Die große Zahl der Siedler speiste sich aus der Einwanderung, die sowohl auf Sog- als auch Schubkräften beruhte.

Die Landnahme war mit dem staatlichen Erwerb riesiger Territorien durch Kauf, Verträge und Krieg durch die Regierung verbunden, wie die Karte oben zeigt. Aus den zunächst gebildeten Territorien, die der amerikanischen Bundesregierung unterstanden, wurden später Bundesstaaten gegründet.

Die Indianer wurden in einer Serie von Kriegen vertrieben, vernichtet oder in Reservate gesperrt. Ihre Lebensgrundlagen wurden zerstört. Bekanntes Beispiel ist die Vernichtung der riesigen Büffelherden, die die Lebensgrundlage der nomadisierenden Stämme darstellten. Einzelne indianische Siege wie in der Schlacht am Little Big Horn 1876 unter den Häuptlingen Sitting Bull und Crazy Horse oder der Guerrillakrieg der Apachen unter Cochise und Geronimo konnten die Entwicklung nicht aufhalten.

Manifest Destiny im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert, als die Besiedlung des Westens bereits lange abgeschlossen war, meinte der Begriff „Manifest Destiny“ nun, dass die Amerikaner in einzigartiger Weise dazu bestimmt seien, Demokratie in der Welt zu verbreiten. Diese Auffassung spielte in der amerikanischen Außenpolitik der Weltkriege und des Kalten Krieges bin hin zum 3. Golfkrieg (Irakkrieg) im 21. Jahrhundert eine wichtige Rolle.

Es muss sich um eine Bildungslücke meinerseits handeln, denn zu finden ist diese Zusammenfassung auf dem Landesbildungsserver des Landes Baden-Württemberg: http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/geschichte/materialien_und_medien/manifest-destiny/
Man hat also auch alle die unterprivilegierten Einwanderer die ihr Glück in der „Neuen Welt“ suchten unter diesem Anspruch vereinnahmt. Fühlte sich wahrscheinlich gut an, wenn man als Unterdrückter und „Hungerleider“ nach Amerika kam (http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=922) und sich dort jedenfalls theoretisch als überlegen fühlen konnte – in der Realität haben natürlich die Einwanderer zum großen Teil für ihr Überleben geschuftet. Aber der Landraub war ja quasi durch diesen Anspruch gerechtfertigt (auch das finden wir bei den Zionisten wieder, die ja behaupten, dass sie die „Wüste zum Blühen gebracht und den Arabern überhaupt erst die Zivilisation gebracht hätten.  Wo sie das Wasser für die blühende Wüste klauen, kann ich jetzt hier nicht erläutern, das ist ein Thema für sich. )
In seinem Bericht zur Lage der Nation am 29. 1. 1991 erklärte der US-amerikanische Präsident George Bush im
Zusammenhang mit dem Golfkonflikt:
»Seit 200 Jahren dienen die USA der Welt als leuchtendes Beispiel für Freiheit und Demokratie. (…) Wir haben eine einzigartige Verantwortung, die harte Arbeit der Freiheit zu leisten.«
Ich bin weiter auf der Suche nach der Antwort auf das „Warum?“ – es hat also alles quasi mit der Unabhängigkeit Amerikas angefangen – dass sich die Siedler über den Kontinent ausbreiten wollten ist auch noch nachvollziehbar. Aber woher die Ideologie kommt, dass man auch den Rest der Welt beglücken muss, erschließt sich mir daraus nicht. Und hier kommt man zur Religion als einem weiteren Teil der Erklärung.
Ein interessanter Artikel, über einen Vortrag des Theologen Geiko Müller-Fahrenholz vor der Martin Niemöller Stiftung zur amerikanischen Politik: http://www.martin-niemoeller-stiftung.de/textarchiv/2005/a73_print. 
Hier wird auch der 2. George  W.Bush zitiert, der den USA ob ihrer Politik  in der Welt entgegenschlägt, damit erklärt, dass sie einfach „zu gut“ sind.  Der Artikel bringt einiges über die Gewalt als Basis amerikanischer Geschichte und Politik und auch über die Rolle der Religion, ich zitiere über diesen Aspekt:
Die Bibel als Gottes Fahrplan für die GeschichteVon 1800 bis 1882 lebte der englische Evangelist John Nelson Darby. Er las die Bibel, vor allem jedoch die apokalyptischen Teile des Neuen Testaments, als den geheimen göttlichen Fahrplan für die Lauf der Geschichte. Wer diese Texte richtig zu entschlüsseln verstand, konnte nach seiner Meinung wissen, wie die Geschichte der Erde aussehen würde. Er hatte das Rätsel der Geschichte enthüllt. Darby nannte sein Bibelverständnis »Dispensationalism«. (Der Begriff »dispensation« bedeutet so etwas wie Zeitalter oder Epoche.) Er hat damit bei den konservativ-evangelischen Christen in den USA außerordentlich viel Anklang gefunden. Dass er in den pietistischen Kreisen Deutschlands kaum Zustimmung erfuhr, wird vor allem daran gelegen haben, dass dort in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine gewisse Ernüchterung bezüglich apokalyptischer Endzeitsspekulationen eingetreten war. Der große Lehrer des Pietismus, der schwäbische Bibeltheologie Johann Albrecht Bengel, hatte nämlich aus der Zahlensymbolik der Offenbarung des Johannes »errechnet«, dass das tausendjährige Reich Christi am 18. Juni 1836 beginnen würde. Als dann aber alles so weiterging wie zuvor, machte sich die beklommene Einsicht breit, dass derlei Berechnungen vielleicht doch nichts mit dem eigentlichen Sinn der Heiligen Schrift zu tun haben könnten.In konservativ-evangelischen Kreisen der USA jedoch stieß diese Art von Biblizismus auf großen Widerhall. Und nicht nur dort. Nicht ohne Grund sind in jenen Jahren in den USA drei apokalyptische Bewegungen entstanden: Die Adventisten vom Siebenten Tag, die Mormonen und die Zeugen Johavas. Wie ist das zu erklären?1. Es besteht eine enge Verbindung zwischen Sendungsglaube und Geschichtstheologie. Wer nämlich glaubt, eine historische »Mission« erfüllen zu sollen, glaubt auch an einen Gott, der die Geschichte zu einem Ziel führt. Anders gesagt: Die eigene »Mission« muss als Erfüllung der göttlichen Mission verstanden werden. Und das bedeutet auch: Der eigenen Sendung treu zu sein, ist eine Sache des Gehorsams. Gott ist Herr und Subjekt der Geschichte, der gläubige Mensch nur sein Erfüllungsgehilfe. Die eigentliche Verantwortung für die Entscheidungen liegt also bei Gott. Diese Verschiebung der eigenen Verantwortung auf das göttliche Subjekt hat etwas ungeheuer Entlastendes.2. Dieser biblizistische Glaube vereinfacht die Welt und ihre Probleme. Wir dürfen nicht übersehen, dass in eben diesen Kreisen zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Ausdruck »Fundamentalismus« gebildet wurde. Angesichts der liberalen Bibelkritik mit ihren radikalen Infragestellungen, angesichts der verstörenden wissenschaftlichen Entdeckungen, der multikulturellen Verunsicherungen und konkurrierenden Weltanschauungen war es für einen gläubigen Menschen außerordentlich verlockend, sich auf einige wenige fundamentale Wahrheiten zurückziehen zu können. Deshalb hat Fundamentalismus stets mit einer Reduktion von Komplexität zu tun. Es wird alles ganz einfach. Diese Fundamentalisten sagen von sich, sie seien »bibeltreu«. Sie sind es aber nicht; denn sie wählen nur bestimmte Texte aus, die in ihr Weltbild passen. Sie vereinfachen auch das biblische Zeugnis.3. Der »Dispensationalismus« von Darby gibt sich »bibeltreu«, ist aber im Kern ein typisches Produkt des Rationalismus und der Aufklärung. Wenn zum Beispiel Newton durch die Erkenntnis der Naturgesetze die Natur entzaubern wollte, so will Darby den Gang der Geschichte durchschauen und ihre rätselhafte Verworrenheit enthüllen. (»Enthüllen« ist die Entsprechung zum griechischen Wort »apokalypsis«.) Da Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat, so seine einfache Argumentation, wird die Weltgeschichte auch in sieben Epochen ablaufen. Mit dem Erscheinen Christi ist die sechste Epoche gekommen, und nun steht uns die letzte, die siebte bevor. Darüber gibt die Apokalypse, die Offenbarung des Johannes, Auskunft, und darum wird diese letzte Schrift der Bibel die wichtigste, weil sie zur Erkenntnis der Endzeit verhilft. Das ist nicht biblisch sondern rationalistisch gedacht. So zu denken, vermittelt eine scheinbare Folgerichtigkeit und eine heimliche Genugtuung; denn wer so glaubt, weiß mehr als der törichte Rest der Welt. Der messianische Sendungsglaube wird durch das Gefühl der Erwählung, zu den »Wissenden« zu gehören, ergänzt und befestigt.4. Wenn die Welt nach Gottes Willen in einer endzeitlichen Schlacht zugrunde gehen muss, dann gehören Leid, Gewalt und Krieg zum unvermeidlichen, ja zum gottgewollten Inventar der Geschichte. So verstärkt das Denken in endzeitlichen Kategorien die Akzeptanz von Zerstörung und Gewalt. Aus dieser Sicht gilt daher: Wer sich für die Abschaffung des Krieges oder für die Überwindung von Gewalt einsetzt, mag es zwar subjektiv ernst meinen, aber er handelt gegen den von Gott bestimmten Lauf der Dinge. »Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein«, hatte die erste Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam erklärt. Die Botschaft der endzeitlichen Gläubigen lautet entgegengesetzt: Krieg muss nach Gottes Willen sein. Erst dann, wenn Christus wiederkommen und sein tausendjähriges Friedensreich errichtet haben wird, erst dann wird es kein Leid mehr geben, keinen Schmerz, kein Geschrei.
 Es ist interessant, dass der „Christliche Zionismus“, der eine wesentlichen Teil des Bodens für die US-Unterstützung Israels bedeutet, im Grunde davon ausgeht, dass die Rückkehr des „Volkes Israel“  nach Palästina nur darum wünschenswert ist, weil es ein Zeichen für die Endzeit und die baldige Wiederkehr von Jesus, a.s., ist. Wenn er aber wiederkehrt, werden die Juden keine Juden bleiben, sondern sich bekehren. Ich weiß ja nicht, was die jüdischen Siedler dazu sagen.
Der Referent des obigen Vortrages sagt viele interessante Dinge über andere christliche Sichtweisen, das ist lesenswert, kann ich aber hier nicht alles zitieren. Kurz:
Das aber heißt: Wir werden uns auf keine dualistischen Aufspaltungen der Welt einlassen. Christen sind als solche nicht besser als Buddhisten oder Muslime; denn »der Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott aber sieht das Herz an.« (1. Sam. 16, 7) So wie wir die Versuchlichkeit durch das Böse in uns allen ernst nehmen, so nehmen wir auch die Bereitschaft zu Liebe, Ehrlichkeit und Solidarität in allen Menschen und Völkern ernst. »Nicht an den Siegen der Mächtigen entscheidet sich das Bild des Menschlichen, sondern in dem Wissen um das Leid, das keinen verschont. Es ist das Wissen um eine Gemeinsamkeit im menschlichen Geschick, die schwerste Schuld und bitterste Kränkung zu transzendieren vermag.«
Die „apokalyptischen“ Vorstellungen die anscheinend für einen großen Teil der Amerikaner prägend sind, ähneln übrigens dem, was man den shiitischen Muslimen gerne vorwirft zu glauben.  Z.B. ist der iranische Präsident Ahmadinejad ein Anhänger solchen Gedankenguts, sagt hier Professor Dr. Harald Müller:
Zweitens ist Ahmadinejad ein Anhänger des Mahdismus; das ist die millenarischmessianisch- apokalyptische Version des Schiismus (eine Spielart, die es auch im christlichen und jüdischen Fundamentalismus
gibt): Die Welt strebt demnach dem ultimativen Zusammenstoß von Gut und Böse entgegen, in dem der „verborgene Imam“ al-Mahdi erscheinen und dieRettung bringen wird.17 Aufgabe der weltlichen
Politik ist es, diese Entwicklung zu beschleunigen; dazu zählt die Zerstörung Israels als ein Fremdkörper im „Heiligen Land“ des Islam: Die Wiederherstellung des (schiitischen) Kalifats setzt voraus, dass der
Islam sein gesamtes Territorium der klassischen Zeit wieder kontrolliert.
und darüber, wie Muslime sich wirklich auf die Wiederkehr Imam Mahdis, a.s., vorbereiten sollen, habe ich schon geschrieben: https://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/page/5/?s=mahdi
Ich weiß nicht, ob wirklich so viele „fundamentalistische“ Christen in den USA daran glauben, dass der Krieg das richtige Mittel ist, Gottes Willen zu verwirklichen. Ich hoffe nicht. Aber die amerikanische Politik scheint das trotzdem zu prägen.
Als „Fundamentalistin“ sehe ich mich auch – schließlich ist das Fundament meines Glaubens die göttliche Offenbarung. Darum schätze ich auch, wenn Gläubige anderer Religionen ihre Schriften lesen und zu verstehen versuchen. Schließlich glauben auch Muslime an die früheren Offenbarungen, an die Thora und die Evangelien. Mit der Einschränkung, dass wir sagen, dass diese nicht mehr im Original zugänglich sind, anders als der Koran, den wir noch so finden, wie er überliefert wurde. Aber das muss jetzt erstmal nicht der Grund für Feindschaft zwischen den Religionen sein, sondern es gibt so viele Gemeinsamkeiten in den Werten und in den Vorstellungen eines moralischen Lebenswandels, dass es eben keinen Grund für Krieg gibt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass nicht auch bei den meisten US-Bürgern der Wunsch nach Frieden und guter Nachbarschaft vorherrscht. Trotzdem ist die amerikanische Politik eine derartig aggressive und expansive und es wehren sich nur sehr wenige.  Das ist aber ja bei uns Europäern auch nicht anders, auch nicht bei den Israelis. Aber überall gibt es Menschen, die nicht daran glauben, dass es richtig ist, die eigene Ideologie anderen aufzwingen zu müssen um damit eine „bessere“ Welt zu schaffen.
Vielleicht glauben ein paar US-Politiker auch wirklich an ihren göttlichen Auftrag. Aber die meisten glauben doch wohl eher an ihr Portemonnaie und benutzen diese religiösen Vorstellungen um ihr Hegemonialstreben ideologisch zu verbrämen. Es ist jedenfalls ziemlich furchterregend, wenn man sieht, wie sich die USA für einen weiteren Krieg rund um Iran positionieren. Dass sie wie gesagt, den Iranern dabei vorwerfen, sie würden danach streben die Welt in Vernichtung zu stürzen, ist ein schlechter Witz.
Das Warum? Einen Teil der Antworten habe ich wohl gefunden: Paranoia, Gier, Sendungsbewußtsein….das kann natürlich nicht alles erklären.
Damit beende ich diese Serie – obwohl man wohl noch viel darüber schreiben könnte. InschaAllah siegen überall auf der Welt die Mitmenschlichkeit, Vernunft und der Wunsch nach Frieden.
hier noch ein Artikel vom Deutschlandradio über christlichen Zionismus: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/915891/

Gedanken an Jesus, a.s. zu Ostern

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Bismillah

Gestern am Karfreitag, ist nach christlicher Auffassung Jesus, Friede sei mit ihm, gekreuzigt worden und morgen am Ostersonntag wird seine Auferstehung gefeiert. Dass Jesus, a.s., im Islam als einer der höchstgeschätzten Propheten gilt, hat sich mittlerweile herumgesprochen, glaube ich, jedenfalls hat es unser Altkanzler Schmidt gemerkt, :-). Dass ich mich noch mal über etwas freue, was Helmut Schmidt sagt, hab ich mir auch nicht träumen lassen:

Reizend die beiden alten Herren! Und beide weiser als früher, inschallah kann man das von mir auch mal sagen.

Also ich möchte keinen theologischen Artikel schreiben, höchstens ein paar kleine Hinweise einbauen, bzw. ein paar links anhängen. Lieber möchte ich versuchen, ein paar kleine Gedanken zu formulieren, was Jesus, a.s., mir vermittelt. Dazu muss ich mich aber doch vom christlichen Bild abgrenzen – immer mit dem Hinweis, dass es das christliche Bild ist, das in mir wohnt und das nicht der christlichen Lehrmeinung entspricht, so man überhaupt sagen kann, dass es eine solche einheitliche gibt.

Das ist aus meiner Sicht das Problem mit dem Christentum: die Quellen, die Evangelien sind selektiert worden. Es gibt viele Evangelien, die in den Kanon der christlichen Kirchen nicht aufgenommen wurden. Und sie sind nicht zeitnah aufgezeichnet worden. Am ehesten lassen sich aus meiner Sicht die Evangelien als Überlieferungen aus dem Leben Jesu´, a.s., vergleichbar mit den Hadithen die wir vom Propheten Muhammed, s.a.s. und seinen Nachkommen, den heiligen Imamen, a.s., haben vergleichen. Allerdings sind im Islam die Überlieferungsketten sehr gut dokumentiert, was wir bei den Berichten über Jesus, a.s., nicht haben. Und trotzdem sind wir kritisch mit Hadithen und vergleichen immer, ob sie dem Koran wiedersprechen. Ein solcher Hadith kann nicht authentisch sein.

Der Koran im Gegensatz zu den Evangelien, ist von einer einzigen Person, dem Propheten Muhammed, s.a.s., zu uns Menschen gebracht worden. Und auch wenn es damals noch keine schriftliche Kultur bei den Arabern gab, haben ihn sofort zahlreiche Personen auswendig gelernt und die Niederschriften erfolgten zeitnah. Gleich nach dem Tod des Propheten hat unser 1. Imam, Ali a.s., diese Niederschriften so zusammengestellt, wie wir den Koran noch heute kennen.

Der Koran berichtet uns von Jesus, a.s. als einem der ganz großen Propheten und Gesandten, dessen Wirken weit über sein Herkunftsgebiet und seine hinausreicht. Aber, im Gegensatz zum Christentum, lehnt der Koran ab, dass Gott sich einen Sohn genommen haben soll. Das ist der Irrtum des Christentums, den der Koran korrigiert, am deutlichsten wohl in Sure 112, Al-Ihlas:

J.W. von Goethe hat das sehr schön in Verse gefasst:

Gott ist nur Einer,
Ein einziger, reiner.
Hat nicht gezeugt,
Und ihn gezeugt hat keiner

Diese und andere Verse Goethes über Jesus, a.s., lassen manche sicher sein, dass er ein Muslim war.

Jesus,a .s., hat aber eine ganz besondere Herkunft, die es so nur noch einmal in der Geschichte der Menschheit gegeben hat: er ist durch einen Schöpfungsakt Gottes entstanden, wie Adam, a.s., der allerdings auch keine Mutter hatte, während Jesus, a.s., ja von Maria, a.s., geboren wurde. Allein durch das Einhauchen des göttlichen Geistes ist uns dieser Prophet geboren wurden und das ist schon eines der Wunder Gottes, die er mitgebracht hat.

Wie er dann auch im Laufe seines Lebens viele weitere Wunder gewirkt hat. Angefangen damit, dass er als neugeborenes Baby gesprochen hat, um seine Mutter Maria, a.s., gegen den Vorwurf der Unzucht zu verteidigen. Davon berichtet uns ja auch der Koran in der Sure Mariam. Ich habe erst kürzlich gelesen, dass vielleicht auch Jesus, a.s., selber tröstend zu seiner Mutter gesprochen hat, als sie von der Geburt erschöpft war und sich verlassen gefühlt hat. So eine Auslegung dieser Verse aus der Sure Mariam:

Und die Wehen der Geburt trieben sie zum Stamm einer Dattelpalme. Sie sagte: “O wäre ich doch zuvor gestorben und wäre ganz und gar vergessen!” [19:23]
Da rief er ihr von unten her zu: “Sei nicht traurig. Dein Herr hat dir ein Bächlein fließen lassen ; [19:24]
und schüttele den Stamm der Palme in deine Richtung, und sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen. [19:25]
So iß und trink und sei frohen Mutes. Und wenn du einen Menschen siehst, dann sprich: »Ich habe dem Allerbarmer zu fasten gelobt, darum will ich heute mit keinem Menschen reden.«” [19:26]

Und im Anschluss daran seine Fürsprache für sie bei ihrem Volk:

Dann brachte sie ihn auf dem Arm zu den Ihren. Sie sagten: “O Maria, du hast etwas Unerhörtes getan. [19:27]
O Schwester Aarons, dein Vater war kein Bösewicht, und deine Mutter war keine Hure.” [19:28]
Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: “Wie sollen wir zu einem reden, der noch ein Kind in der Wiege ist?” [19:29]
Er (Jesus) sagte: “Ich bin ein Diener Allahs; Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. [19:30]
Und Er gab mir Seinen Segen, wo ich auch sein möge, und Er befahl mir Gebet und Zakah, solange ich lebe ; [19:31]
und ehrerbietig gegen meine Mutter (zu sein); Er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht. [19:32]
Und Friede war über mir an dem Tage, als ich geboren wurde, und (Friede wird über mir sein) an dem Tage, wenn ich sterben werde, und an dem Tage, wenn ich wieder zum Leben erweckt werde.”[19:33]

Gottes Sohn ist Jesus, a.s. also nicht, aber eine besondere Schöpfung Gottes. Und natürlich hat er seine Botschaft gebracht, die in ihrer wirklichen Form leider wie gesagt uns nicht mehr zugänglich ist. Trotzdem lernen wir von ihm. Etwas Bezeichnendes war, dass er immer auf Wanderschaft gewesen ist. Und seine Askese.  Die Botschaft von Gottes Barmherzigkeit, die er zu den Ärmsten gebracht hat und seine stetigen Hinweise auf die Vergänglichkeit dieser Welt.

Ein Übel dieser Welt ist, dass Allah der Erhabene in ihr missachtet wird. Und die andere Welt wird nicht erreicht, außer durch das Lossagen von dieser einen

Es gibt übrigens viele islamische Überlieferungen, die auf die Ähnlichkeit Jesu´a.s. mit Imam Ali, a.s., hinweisen. Sowohl äußerlich, als auch in den Taten und Aussagen (damit sage ich nicht, dass Imam Ali, a.s. ein Prophet gewesen ist). Von Imam Ali,a.s., stammt auch diese schöne Überlieferung über Jesus, a.s.:

“Meine Diener sind meine beiden Hände und mein Lasttier sind meine beiden Füße, mein Bett ist die Erde und mein Kissen ist der Stein. Meine Wärme im Winter sind die Osten (Sonnenaufgänge) der Erde, und mein Licht in der Nacht ist der Mond, und mein Zusatz ist der Hunger und meine Losung ist die Furcht und meine Kleidung ist Wolle und meine Früchte und Kräuter sind, was die Erde für die Tiere und für das Vieh herausgebracht hat. Ich übernachte und besitze nichts und wache (morgens) auf und besitze nichts, und niemand auf der Erde ist reicher als ich”

Dass Jesus, a.s., auf Wanderschaft war und nicht geheiratet hat, ist in meinen Augen ein großer Unterschied zum Propheten Muhammed, s.a.s., der ja eine Familie gegründet hat, mehrere Ehen führte und den ersten islamischen Staat begründete. Heißt es nicht auch im Christentum: „mein Reich ist nicht von dieser Welt“? Also die Botschaft Jesu´ist die von Gottes Einheit und Barmherzigkeit, davon dass es gefährlich ist, sich zu sehr an diese Welt zu binden, weil sie eine vergängliche ist.Freundlich und mitfühlend ist Jesus, a.s, gewesen und er brachte für die Juden Erleichterungen in ihren Gesetzen, wie z.B. bei den Speisevorschriften. Aber seine Aufgabe war es nicht, einen Staat zu begründen und zu regieren, damit wir daraus lernen, wie ein gerechtes Gemeinwesen zu gestalten ist. Das hat Prophet Muhammed, s.a.s., getan – so sind dann ja auch im heiligen Koran sehr viele gesetzgeberische Vorschriften zu finden, wie das islamische Steuer- und Erbrecht.

Jesus,a .s., ist gewandert und hat Gottes Botschaft gepredigt. Seine Wundertaten, wie das Heilen von Kranken, das Erwecken von Toten, die Vermehrung von Nahrung, kennt auch der Islam. Auch formte Jesus, a.s., Vögel aus Ton und hauchte ihnen Leben ein. Aber für uns tut Jesus, a.s., diese Wunder nicht aus seiner eigenen Göttlichkeit heraus, wie es die Christen denken, sondern mit der Ermächtigung Gottes, als Zeichen für die Menschen um sie im Glauben zu stärken. Wie auch andere Propheten wird er darum der Zauberei bezichtigt.  Der Koran erzählt das ja z.B. von Moses, a.s. , dessen Stab sich in eine Schlange verwandelte. Die allerdings die (vorgetäuschten) Schlangen aller Zauberer verschlang.

Eines der Speisewunder Jesu´a.s., findet sich in der 5. Sure des heiligen Korans. Und gleichzeitig lehnt Jesus, a.s., dort ab, dass man ihn zum Gott erklärt (Verse 112-118):

Als die Jünger sagten: „O Jesus, Sohn der Maria, ist dein Herr imstande, uns einen Tisch (mit Speisen) vom Himmel herabzusenden?“ sagte er: „Fürchtet Allah, wenn ihr Gläubige seid.“ [5:112] Sie sagten: „Wir wollen davon essen, und unsere Herzen sollen beruhigt sein, und wir wollen wissen, dass du in Wahrheit zu uns gesprochen hast, und wollen selbst dafür Zeugnis ablegen.“ [5:113] Da sagte Jesus, der Sohn der Maria: „O Allah, unser Herr, sende uns einen Tisch (mit Speise) vom Himmel herab, daß er ein Fest für uns sei, für den Ersten von uns und für den Letzten von uns, und ein Zeichen von Dir; und versorge uns; denn Du bist der beste Versorger.“ [5:114] Allah sprach: „Siehe, Ich will ihn (den Tisch) zu euch niedersenden; wer von euch aber danach ungläubig wird, über den werde Ich eine Strafe verhängen, mit welcher Ich keinen anderen auf der Welt bestrafen werde.“ [5:115] Und wenn Allah sprechen wird: „O Jesus, Sohn der Maria, hast du zu den Menschen gesagt: »Nehmt mich und meine Mutter als zwei Götter neben Allah?« wird er antworten: „Gepriesen seist Du. Nie könnte ich das sagen, wozu ich kein Recht hatte. Hätte ich es gesagt, würdest Du es sicherlich wissen. Du weißt, was in meiner Seele ist, aber ich weiß nicht, was Du in Dir hegst. Du allein bist der Allwissende des Verborgenen. [5:116] Nichts anderes sagte ich zu ihnen, als das, was Du mich geheißen hattest: »Betet Allah an, meinen Herrn und euren Herrn.« Und ich war ihr Zeuge, solange ich unter ihnen weilte, doch nachdem Du mich abberufen hattest, bist Du ihr Wächter gewesen; und Du bist der Zeuge aller Dinge. [5:117] Wenn Du sie bestrafst, sind sie Deine Diener, und wenn Du ihnen verzeihst, bist Du wahrlich der Allmächtige, der Allweise.“

Was ist nun aber mit der Kreuzigung? Aus dem was ich aus dem Christentum verstanden habe, schließe ich, dass die Christen glauben, dass Jesus, a.s., am Kreuz gestorben ist, um unsere Sünden auf sich zu nehmen. Und genau das ist, was mir so gar nicht einleuchten will. Wenn Jesus, a.s., so unsere Sünden von uns genommen hat, warum wird es dann das „Jüngste Gericht“ geben, an das Christen und Muslime ja beide glauben? Warum wird in christlicher Sicht dann Jesus, a.s., so im christlichen Glaubensbekenntnis:

sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten

Eine vollkommen irrwitzige Vorstellung für Muslime, dass Gott in einer Gestalt irgendwo sitzt und dass es Plätze rechts oder links von ihm gibt. Nichts und niemand ähnelt Gott, wie es oben in der Sure Ihlas heißt.

Die Sündenvergebung also als Sinn des Kreuzestodes habe ich aus dem Christentum geschlossen, was wie gesagt dem Jüngsten Gericht widerspricht. Warum müssen wir uns denn dann für unsere Taten verantworten, warum wird es eine Erlösung und eine Bestrafung geben?

Der andere Aspekt ist der, dass die Christen glauben (wie gesagt, das ist mein Fazit und vielleicht nur rudimentär der christlichen Lehrmeinung entsprechend), dass Gott in Jesus, a.s, zum Menschen geworden sein will, um uns Menschen näher zu sein und seine Barmherzigkeit, auch darüber dass Jesus, a.s., leidet wie ein Mensch, obwohl er doch Gott ist, zu zeigen. Gott leidet mit uns, sozusagen.

Dass es für uns Menschen oft schwer ist, Gottes Nähe zu fühlen, das liegt in unserer begrenzten Wahrnehmungsfähigkeit, in den Schleiern die unsere Begierden über unsere Seele legen. Der Islam lehrt uns, dass wir diese überwinden können. Gott hat seine Nähe in so vielem gezeigt, in der ganzen Schöpfung, in dem er uns versorgt und unsere Gebete erhört und auch in den Propheten,a s., die uns seine Botschaften überbringen und die vorbildhaft waren in ihrem Wesen. Gott muss nicht zum Menschen werden, damit wir von ihm und seiner Barmherzigkeit überzeugt sein können. Es ist nicht nötig, dass Gott zu einem Menschen wird, der ißt und trinkt, wie es Jesus, a.s., getan hat.

Jesus selber kündigt dann ja nach islamischer Auslegung unseren letzten Propheten Muhammed, s.a.s., an, der alle Irrtümer aufklären wird und die Botschaft Gottes abschließen. In der Sure 61 heißt es:

Und da sagte Jesus, der Sohn der Maria: „O ihr Kinder Israels, ich bin Allahs Gesandter bei euch, der Bestätiger dessen, was von der Thora vor mir gewesen ist, und Bringer der frohen Botschaft eines Gesandten, der nach mir kommen wird. Sein Name wird Ahmad sein.“ Und als er zu ihnen mit den Beweisen kam, sagten sie: „Das ist ein offenkundiger Zauber.“

In den Evangelien findet man Ähnliches:

Ich habe euch noch viel zu sagen: aber ihr könnt es jetzt noch nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. (Joh. 16  Vers 12)

Ein Hinweis auf die direkte Offenbarung des göttlichen Wortes durch Muhammed. Mir ist schon klar, dass die christliche Deutung eine andere ist und hier vom „Heiligen Geist“ die Rede sein soll.

Ein ganz entscheidender Unterschied zum Christentum ist natürlich, dass wir den Kreuzestod Jesu´a.s., ablehnen, denn der heilige Koran sagt uns, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben ist. In Sure 4

(Verflucht sind sie) dafür, daß sie ihr Abkommen brachen und Allahs Zeichen verleugneten und (daß sie) die Propheten zu Unrecht töteten und (daß sie) sagten: „Unsere Herzen sind verhüllt.“ – Nein! Vielmehr hat Allah sie für ihren Unglauben versiegelt; darum glauben sie nur wenig, –
156
und daß sie ungläubig waren und gegen Maryam gewaltige Verleumdung aussprachen,
157
und dafür, daß sie sagten: „Gewiß, wir haben al-Masīḥ ʿĪsā, den Sohn Maryams, den Gesandten Allahs getötet.“ – Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen so. Und diejenigen, die sich darüber uneinig sind, befinden sich wahrlich im Zweifel darüber. Sie haben kein Wissen darüber, außer daß sie Mutmaßungen folgen. Und sie haben ihn mit Gewißheit nicht getötet.
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Nein! Vielmehr hat Allah ihn zu Sich erhoben. Allah ist Allmächtig und Allweise.
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Es gibt keinen unter den Leuten der Schrift, der nicht noch vor dessen Tod ganz gewiß an ihn glauben wird. Und am Tag der Auferstehung wird er über sie Zeuge sein.

Ein weiteres Wunder um Jesus, a.s., also: die Juden, die ihn kreuzigen wollten, wurden getäuscht. Was genau das bedeutet, darüber sind sich auch die islamischen Gelehrten uneins. Ich habe jetzt einiges für die „Stellvertretertheorie“ gelesen, also dass jemand gekreuzigt wurde, der Jesus, a.s., ähnlich war. Ob das nun eine Bestrafung für den Verräter an Jesus, a.s. war, oder ob ein Freiwilliger opferbereit Jesu´Stelle einnahm – auch darüber gehen die Meinungen auseinander. Solche Opferbereitschaft von Gefährten der Propheten kennen wir auch im Islam, von Imam Ali a.s., z.B., der sich in der Nacht in der Prophet Muhammed aus Mekka flüchtete, sich in dessen Bett legte, um die Attentäter zu täuschen.

Mehrere unserer heiligen Imame haben die Geschichte von Jesu´a.s., Erhebung zu Gott so berichtet. Ausgiebig zu finden in diesem Buch:

http://tinyurl.com/ckvgw92

Die Geschichten sind teils sehr lang, deshalb schreibe ich sie hier nicht hinein.

Ich finde, dass das Wunder der Erhebung Jesu´a.s. und seine versprochene Wiederkehr, wie sie die Christen und auch die Muslime erwarten, ein verbindendes Glied zwischen den Religionen sind. Dann wird sich schließlich aufklären, was die richtige Meinung von Jesus, a.s., ist. Seine Botschaft von der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes sind sowieso verbindend. Wenn wir also wollen, dann finden wir genug Gemeinsamkeiten um diese Welt im Sinne Jesu´, a.s., und der anderen Propheten zu gestalten. Die alle mitgeteilt haben, dass Gott uns aus Liebe erschaffen hat, damit wir hier auf der Erde leben und uns entwickeln können, mit dem Ziel eines Tages zu IHM heimzukehren.

Ich kann guten Gewissens mit dieser Vorstellung allen Christen ein gesegnetes Osterfest wünschen.

und mit einem Augenzwinkern:

eslam.de über Jesus, a.s.: http://www.eslam.de/begriffe/j/jesus.htm

Über die kanonischen Evangelien: https://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/?s=die+Evangelien

Bruder Johann ibn Goethe: http://www.way-to-allah.com/dokument/Bruder_Johann_Ibn_Goethe.pdf

Über Maria, a.s.: https://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/2009/05/14/starke-frauen-im-islam-teil-4-mariam-meryem-mariaa-s/

Von Ayatollah Chomeini: http://german.irib.ir/media/k2/books/jesus/index.html

Darf ich bitten?

Standard

Bismillah

Letztens hatte ich eine Diskussion auf facebook, in der es darum ging, ob Gott sich um meine (relativ kleinen) Angelegenheiten kümmert. Ich hatte nämlich meiner Freude und Dankbarkeit über eine Erleichterung die mir gewährt wurde kundgetan. Ein atheistischer Freund fand das ziemlich empörend – nach seiner Meinung hat „kein Gott“ damit zu tun, wenn mir etwas Gutes widerfährt und wenn es diesen gäbe, dann solle er sich doch um wichtige Dinge kümmern, wie:

„und wenn ein Allah schon Zeit hat, sollte er mindestens genau so dringend dafür sorgen, dass nicht irgendwelche durchgeknallten Soldaten Leute erschiessen und religiöse Fanatiker in seinem Namen am laufenden Band Massaker anrichten.“

Ntürlich kann man nichts dagegen einwenden, dass mit solchen Verbrechen Schluss sein sollte. Aber in diesem Kommentar stecken verschiedene Aspekte, die dann auch zu einer angeregten Diskussion geführt haben. Für mich sind folgende Punkte dabei wichtig:

  • dass die Vorstellung, Allah/Gott habe Zeitprobleme eine absurde ist, wenn man an den allmächtigen Gott glaubt.

Das hat dann auch eine Diskussion über die Vorstellungen von Gott ausgelöst, die der Mensch sich so macht. Für mich ist ganz entscheidend, dass es keine Vorstellung gibt, die auf Gott zutrifft, auch wenn es menschlich ist, dass wir uns etwas vorstellen. Im Islam gibt es deswegen das strenge Bilderverbot, damit man sich kein „Bildnis macht“ von Gott. Das ist schließlich auch eine Forderung aus den 10 Geboten, nach denen sich alle abrahamitischen Religionen richten (müssen):

„Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“

Ein Gott, den man sich auf dem Thron sitzend vorstellt, der also eine räumliche Begrenzung hat, womöglich Sinnesorgane, über dem Zeit vergeht, der womöglich sogar einen Ruhetag einlegt – diese Vorstellung widerspricht der von einem allmächtigen Gott.

Da wir Menschen nun aber einmal sehr beschränkt sind in unserer Fähigkeit, Gott zu erfassen, haben wir schon ein paar Hilfen bekommen: z.B. kennen wir die „99 schönsten Namen“ Allahs (http://www.eslam.de/begriffe/n/neunundneunzig_schoenste_namen.htm). Wir müssen nur wissen, dass auch diese Attribute erstens nicht voneinander getrennt sind und zweitens nicht die Herrlichkeit und Einzigartigkeit Gottes erfassen können.

  • dass Gott nicht verantwortlich für die Verbrechen ist, die wir Menschen begehen

Ob Kriege, Terror, Ausbeutung, Zerstörung der Umwelt, Diebstahl, Gewalt…..Gott hat uns nicht aufgetragen, zu sündigen, im Gegenteil, wir haben ja nun wirklich genug Anleitungen, Ge- und Verbote mitbekommen. Dazu eine wundervoll ausgestattete Erde, auf der es der ganzen Menschheit gut gehen könnte, wenn wir sie und uns selber nicht zerstören würden. Natürlich könnte Gott uns alle im Paradies leben lassen. Aber warum sind wir daraus „vertrieben“ worden? Natürlich wegen Adams und Evas Ungehorsam – aber das hat ja auch unsere Fähigkeit, uns zu entwickeln befördert. Gott hat die Menschen  mit der Fähigkeit zum Guten und zum Bösen geschaffen. Wir können uns entscheiden, im Gegensatz zu den Tieren, die nicht anders können, als ihrem Instinkt zu folgen und deshalb nicht gut oder böse sind. Und zu den Engeln, die nur reiner Geist sind und nicht böse sein können, sondern nur frei von Sünden.

Wir können schlechter als die Tiere und besser als die Engel werden….und das macht uns Menschen aus. Und für unsere Entscheidungen werden wir uns verantworten müssen, am Jüngsten Tag. Auch darüber sind sich die Buchreligionen ja einig. Gott hat uns mit dieser Verantwortung aber ja nicht alleine gelassen, er hat uns die heiligen Bücher, aber auch Menschen (Propheten, Imame) geschickt, die uns helfen, richtig zu handeln.

Zu Gottes Gerechtigkeit gehört auch, diejenigen zu belohnen, die hier auf der Erde leiden müssen. Aber das bedeutet ja nicht, dass wir nicht etwas gegen das Leiden unserer Mitmenschen tun müssen.

Das ist auch ein weites Feld, über das man ganz viel diskutieren kann.

  • Aber der Aspekt, über den ich jetzt eigentlich schreiben will, ist derjenige, ob es denn richtig ist, dass Gott sich um meine kleinen Angelegenheiten kümmert und ob ich darum bitten darf?

Meine katholische Erziehung in meiner Kindheit war eine ziemlich missratene – darum ist das, was ich darüber zu sagen habe, wirklich ganz subjektiv und ich weiß natürlich inzwischen, dass sehr viele Christen ihren Glauben ganz anders erleben. Aber mir hat man vermittelt, ich sei  unwert und sündig, als Mensch und erst recht als Mädchen, beladen mit Erbsünde – und daraus ist bei mir auch die Überzeugung entstanden, dass ich gar nicht das Recht habe, etwas von Gott zu erbitten. Dazu kam die Vorstellung, die ich oben kritisiert habe, dass Gott sozusagen sich nicht um alles auf der Welt kümmern könne und es natürlich unzählige bedürftige Menschen gibt, die seine Hilfe vor mir benötigen.

Islamisch ist diese Vorstellung nicht nur absurd, sondern sogar eine Sünde, da sie die Allmacht Gottes in Frage stellt. Darum ist das Bittgebet zu Allah der beste Gottesdienst, weil es die unbeschränkte Macht Gottes anerkennt und die absolute Bedürftigkeit des Menschen. Im Koran sagt Gott:

Doch diejenigen, die zu überheblich sind, mich anzubeten, werden demütig in die Hölle eintreten (Sure 9/114)

Jetzt kann ich hier nicht noch darüber schreiben, was und wie die Hölle ist – dazu fehlt mir die theologische Kompetenz. Aber vielleicht können wir uns jedenfalls darauf einigen, dass es ein unbeschreiblich schmerzvoller und von Gott getrennter Zustand ist. In den man also gerät, wenn man nicht akzeptiert, dass man in Allem, wirklich in Allem, von Gott abhängig ist.

Mein Herr würde sich nicht um euch kümmern, wäre nicht euer Gebet (25/77)

Wenn wir aber um unseren Bedarf bitten, dann wird er uns auch erfüllt. Egal ob es sich um den Schutz vor Widrigkeiten, oder um die Versorgung mit dem Lebensunterhalt handelt. Eine Überlieferung vom Propheten des Islam, Friede und Segen sei mit ihm lautet folgendermaßen:

Soll ich euch eine Waffe vorstellen, die euch vor euren Feinden schützt und eure Versorgung vermehrt?…..ruft euren Herrn Tag und Nacht an, denn die Waffe des Gläubigen ist der Dua (das Bittgebet)

Eine Überlieferung von Imam Baqir, Friede sei mit ihm, dem 5. Imam, berichtet:

Werdet niemals des Duas müde, denn Allah legt viel Wert darauf

Der Imam sagt sogar, dass das Dua wichtiger ist, als das Lesen des heiligen Korans.

Grundsätzlich müssen wir darauf vertrauen, dass unsere Bittgebete erhört werden. Aber das heißt nicht, dass das unverzüglich erfolgt und auch nicht, wenn wir uns etwas erbitten, das nicht gut für uns ist. Darum sollen wir auch dankbar sein, wenn sich die Erfüllung verzögert, oder nicht eintritt, weil Gott es nicht für richtig befunden hat, unseren Wunsch zu erfüllen. Vielleicht nehmen wir auch gar nicht wahr, dass sich unser Bittgebet schon erfüllt hat, weil es in einer Art geschieht, die wir damit nicht in Zusammenhang bringen. Aber darum sollen wir nicht nachlassen in unseren Bittgebeten. Natürlich ist es auch wichtig, wie man bittet und in welchem Zustand man sich dabei befindet.

Im Buch „Uddatul Da´i“ (Die Rüstung des Bittstellers) aus dem ich hier die Zitate entnehme, gibt es eine Geschichte über einen Mann, der zu Imam al-Sadiq, Friede sei mit ihm, dem 6. Imam kommt und sagt, dass seine Dua nicht erhört werden, obwohl doch im Koran steht,

Bittet mich und ich erhöre euch

Die Geschichte dazu geht so:

Der Imam, a., sagte: „Denkst du, Allah bricht sein Versprechen?“ Der Mann verneint. Imam al-Sadiq, a., fragte: „Also, warum werden unsere Bittgebete nicht beantwortet?“ Der Mann sagte, er wisse es nicht. Imam al-Sadiq sagte: „Aber ich werde dir sagen, warum: wer den Befehlen Allahs folgt und seinen Dua ernsthaft vorträgt, den erhört Allah“. Der Mann fragte: „Wie sollte ich beten?“ Der Imam sagte:  „Lobpreise als erstes Allah, dann gedenke Seiner Segen, die er dir gegeben hat und danke ihm dafür. Danach, grüße den heiligen Propheten und seine Nachkommenschaft. Erwähne schließlich deine Sünden und bitte Allah um Vergebung. Dies ist der richtige Weg für einen Dua“

Das o.g. Buch ist voll mit Überlieferungen, Koranversen und ihren Erläuterungen zum Thema Bittgebete und ich kann es wirklich nur wärmstens empfehlen, für mich ist es immer wieder eine Quelle der Inspiration und Motivation. Vor allem auch, weil es so viele Hinweise darauf gibt, wie wir unser Leben so gestalten, dass unsere Bittgebete auch erhört werden. Dabei geht es um ganz viele zwischenmenschliche Dinge, wie den Umgang mit den Eltern, Kindern, Lehrern, Bedürftigen und über die Art des Bittgebetes, besondere Orte und Zeiten, über die Gefahren von Habgier, Heuchelei, Hochmut u.v.m.

Daran zeigt sich, dass das Bittgebet nicht etwas ist, das man abgetrennt von einem gläubigen Leben betrachten kann. Es kann von Herzen nur aus Gottvertrauen entstehen, aber es lehrt uns auch dieses Vertrauen und eine Lebensweise, die uns Sicherheit vermittelt. Natürlich kann ich nicht einerseits nach dem Motto leben, dass es mir egal ist, was Gott von mir will und andererseits erwarten, dass er dann in Notzeiten, oder einfach weil  ich mir etwas wünsche, diesen Wunsch erfüllt. Mit dem ganzen Herzen muss ich schon dabei sein.

Wir müssen dabei auch darauf vertrauen, dass Allah uns hört und erhört – eine gute Meinung von Allah haben. Allah sagt:

Meine Meinung über meinen Diener, ist wie seine Meinung über mich. Deshalb soll er eine gute Meinung von mir haben

Und deshalb sollen wir auch niemals nachlassen, in unseren Bittgebeten. Man sieht also, dass es nicht nur unser Recht ist, Gott anzuflehen, sondern dass es unbedingt zum Glauben gehört. Für mich ist das eines der Dinge im Islam, die mein Herz geöffnet haben. Ich brauche  mich wirklich nie mehr verlassen zu fühlen. Niemand ist zu gering, Gott um etwas zu bitten und es dürfen auch die kleinen Dinge sein, genauso wie für mich wichtige Angelegenheiten und natürlich alles was ich für andere und die Welt erbitten kann.

Alle diese Fragen zu diskutieren macht natürlich nur Sinn, wenn man überhaupt an Gott glaubt, sonst muss es einem so absurd erscheinen, wie dem o.g. facebook-Freund. Nun, ich bin von Gottes Existenz überzeugt, aber das war auch nicht immer so. Mein Verstand konnte nicht anders, als Gott zu akzeptieren, nachdem ich über den Koran und seine Offenbarungsumstände gelesen hatte. Und natürlich immer mehr, jetzt wo  ich mich mit dem Inhalt mehr und mehr beschäftige und die Lebensgeschichten des Propheten Muhammed, Friede und Segen sei mit ihm, die seiner hervorragenden Familienangehörigen und die der anderen uns bekannten Propheten kennen lernte und lerne.

Der Spruch „Glaube ist nicht Wissen“, widerspricht dem Islam. Muslime bekennen eine Überzeugung, die nicht durch irgendetwas zu widerlegen ist. Der Islam widerspricht nicht dem gesunden Menschenverstand und auch nicht den Wissenschaften, der Koran ist eine einheitliche Offenbarung, mit der wir eine Zusammenfassung all dessen erhalten haben, was uns die anderen Propheten von Adam bis Jesus, Friede sei mit ihnen allen, schon beigebracht haben. Aber der Koran ist nicht verlorengegangen oder verändert worden, wie es mit den anderen heiligen Büchern geschehen ist. So sind ja z.B. die Evangelien unabhängig voneinander entstandene Sammlungen von Berichten über Jesus, Friede sei mit ihm, aber nicht von ihm selber verfasst und auch nicht zu seinen Lebzeiten entstanden (https://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/?s=die+evangelien).

Ich möchte aber davor warnen, sich selber den Koran auszulegen, erst recht, wenn einem nur Übersetzungen zur Verfügung stehen. Was dabei herauskommen kann, müssen wir ja oft mit Schrecken feststellen, ob das nun an den Handlungen irregeleiteter Muslime zu sehen ist, oder an den Schlußfolgerungen der sogenannten „Islamkritiker“. Es gibt natürlich ganz einfache und eindeutige Verse im Koran, aber es gibt auch sehr viel, was man ohne umfassende Ausbildung nicht mal eben so verstehen kann. So haben wir alle genug damit zu tun, zu lernen. Aber das Streben nach Wissen ist ja auch etwas, das Allah uns aufgetragen hat.

InschaAllah (so Gott will) hat dieser Artikel ein bisschen zum Verständnis zwischen den Religionen und vielleicht auch zu den Nicht-Religiösen beigetragen. Mich hat jedenfalls die o.g. Facebook-Diskussion inspiriert und ich habe dazu auch von christlichen Freunden Gedanken gelesen, die mich sehr berührt haben. Vielleicht wird eine interreligiöse Sparte hier im blog daraus entstehen, schaun mer mal.

Zum Abschluss lasse ich noch einen Konvertiten sprechen, bzw. singen:

Ich wünsche Euch allen den Segen Gottes!